Kurze
Messbetrachtung
22. Kommunionvorbereitungsgebete Auf das dreimalige „Agnus Dei“, den flehentlichen Bittruf der Kirche an das „Lamm Gottes“, folgen nun drei Gebete, die als eine Art innere Vorbereitung auf den Empfang der heiligen Kommunion, des heiligsten Leibes und kostbaren Blutes Christi, verstanden werden wollen. Alle drei Gebete werden vom Priester mit tief verneigtem Oberkörper verrichtet, was nicht nur wie sonst generell seine demütige Gebetsgesinnung zum Ausdruck bringen lässt, sondern darüber hinaus auch unterstreicht, dass er sich in diesen Gebeten an den vor ihm auf dem Altar liegenden eucharistischen Jesus wendet, welchem die Verehrung gebührt. Dabei greift die katholische Kirche zunächst die letzte Bitte des „Agnus Dei“ um den wahren christlichen Frieden, den Frieden des Herzens, auf und lässt den zelebrierenden Priester im ersten Gebet Domine Jesu Christe, qui dixisti sprechen: „Herr Jesus Christus, Du hast zu Deinen Aposteln gesagt: ´Den Frieden hinterlasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch.´ Schaue nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben Deiner Kirche, und gib ihr huldvoll Frieden und Eintracht, wie es Deinem Willen entspricht: der Du lebst und herrschest, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ Erneut werden der Zelebrant und die das hl. Messopfer mitfeiernden Gläubigen daran erinnert, dass es sich hier um den Frieden Christi handelt, der nicht mit jenem „Frieden“ verwechselt werden darf, von welchem gerade auch die heutige Politik und die menschliche Gesellschaft viel sprechen. Die gegenwärtige Weltgemeinschaft sucht zwar den (äußeren zwischenmenschlichen) Frieden, was in jedem Fall sehr lobenswert ist, sofern dem natürlich Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zugrunde liegen. Solange sich aber die Menschheit nicht zu Jesus Christus als dem göttlichen Erlöser bekehrt und Sein heiliges Gebot zur Richtschnur des eigenen Denkens und Handelns macht, wird sie nicht nur nicht jenen Frieden Christi erlangen, der die innige Gemeinschaft mit dem wahren und lebendigen Gott bedeutet, sondern sich nicht einmal des gerechten und nachhaltigen äußeren Friedens erfreuen können. Der Wichtigkeit der Bitte um den Frieden Christi eingedenk wird es dem Priester zugleich bewusst, dass er selbst, als Einzelperson, nur ein schwacher und sündiger Mensch ist. Und da er unbedingt verhindern möchte, dass sein Gebet, welches er ja auch als Vertreter der gesamten Kirche (und somit auch der anwesenden Gläubigen) verrichtet, wegen seiner eigenen Sündhaftigkeit unerhört bleibe, bittet er Christus, Er möge nicht auf seine menschlichen „Sünden“ acht geben („schaue nicht auf meine Sünden“), sondern dabei vor allem den gesamten entsprechenden „Glauben Deiner Kirche“ berücksichtigen! Er betet also ausdrücklich nicht bzw. nicht allein sozusagen mit dem Gewicht seiner eigenen Person, mag sie sogar Priester (oder bei ganz wenigen sogar Bischof oder Papst!) sein, sondern verweist Christus bescheiden darauf, dass die Gesamtkirche (!), also alle rechtgläubigen Katholiken, mit ihm zusammen um Seinen Frieden flehen. Auf diese Weise wird ebenfalls die Bedeutung dieser Bitte unterstrichen. Und zwar möge Christus Seiner Kirche jenen „Frieden“ „huldvoll“ gewähren, wodurch einmal mehr betont wird, dass jede Gabe Gottes an uns, Menschen, letztendlich Seiner Barmherzigkeit und Güte zu verdanken ist! Und die zugleich ausgesprochene Bitte um die „Eintracht“ erinnert an die große Wahrheit, dass die Gläubigen in der wahren Kirche Jesu Christi, der katholischen Kirche, in „Eintracht“ vereint („wie es Deinem Willen entspricht“) auch umso mehr durch ihr Gebet bewirken können, als wenn wir nur einzeln, unabhängig voneinander, oder, wovon uns Gott bewahren möge, in Unfrieden miteinander leben und beten würden. Denn Jesus Christus bat ja in Seinem so genannten Hohepriesterlichen Gebet in gewissem Sinn auch um die „Eintracht“ unter allen jenen Menschen, die den einen, heiligen, katholischen und apostolischen Glauben teilen: „Lass sie alle eins sein. Wie Du, Vater, in Mir bist und Ich in Dir bin, so lass auch sie in uns eins sein, damit die Welt es glaube, dass Du Mich gesandt hast“ (Joh 17,20f.)! Seien wir uns also stets auch unserer Verantwortung für die gesunde Einheit und Eintracht unter den glaubenstreuen Katholiken bewusst, welche aber auf der anderen Seite nur in der Wahrheit Christi erreicht werden können.
„Der Friedenskuss ist ein Symbol der Bruderliebe, deren Band die Glieder der Kirche umschlingen soll, damit sie mit Zuversicht an dem Liebesmahl der heiligen Kommunion teilnehmen können. Der Friedenskuss ist aber auch wirksam, diese Liebe zu fördern... In den Requiemsmessen fällt der Friedenskuss mit dem Friedensgebet (eben dem ersten gerade besprochenen Gebet zur Kommunionvorbereitung - Anm.) aus, weil die Erteilung des Friedenskusses etwas Feierliches und Freudiges an sich hat, das sich nicht gut in den ernsten Charakter der Totenmesse schickt; sodann, weil hier nicht in erster Linie den anwesenden Gläubigen, sondern den Armen Seelen die Gnade Christi, der Friede Christi zugewendet werden soll.“ (Eisenhofer, ebd., S. 207f.)
Ja, unser „Herr“ ist wahrhaftig „Sohn des lebendigen Gottes“. „Denn gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat Er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben“ (Joh, 5,26). Und da bei Seiner Empfängnis im Schoß Seiner Mutter Maria der Heilige Geist über die heilige Jungfrau kam und „die Kraft des Allerhöchsten“ sie überschattete (vgl. Lk 1,35), und Er sich auf Seinem Leidensweg „erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8), konnte Er auch durch Seinen Tod „der Welt das Leben“ schenken. Diese großen Wahrheiten des Evangeliums veranlassen die Kirche und jeden einzelnen ihrer Priester, Ihn kurz vor dem Empfang der konsekrierten Gestalten auch und gerade um die Erlösung und Befreiung von allen „Sünden und von jeglichem Übel“ zu bitten, zumal ja diese Reinheit der Seele nach den unmissverständlichen Worten des hl. Apostels Paulus als eine Voraussetzung für den würdigen und somit gnadenreichen Kommunionempfang gilt (vgl. 1 Kor 11,27-29). Denn „wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm. Wie Mich der lebendige Vater gesandt hat und Ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der Mich isst, durch Mich leben“ (Joh 6,56f.) Und da nun beim Priester mit jeder Minute immer mehr die tiefe Sehnsucht nach einem solchen Leben mit Gott zunimmt und das innere Verlangen nach einer solchen innigen Vereinigung mit diesem „Herrn Jesus Christus“ steigt, möchte er auch voll und ganz in einer solchen Gemeinschaft aufgehen ...und sie verständlicherweise niemals wieder verlieren! Deshalb richtet er auch sowohl bitterernste als auch zutiefst ergreifende Gebetsworte an Christus, Er möge geben, dass der jeweilige einzelne Gläubige den Geboten Christi (und somit dem göttlichen Willen!) zu jeder Zeit seines Lebens unbedingt „treu bleibe“. Und weil die Kirche auch aufgrund ihres großen Erfahrungsschatzes mit dem Menschen weiß, dass dieser relativ leicht von seinen guten Vorsätzen abzubringen ist und vom guten Weg, dem Weg des Heiles abirrt, leitet sie uns sogar an, den Herrn darum anzuflehen, Er möge niemals zulassen, Er möge sogar durch Sein machtvolles persönliches Eingreifen verhindern, dass wir uns zu irgendeiner Zeit von Ihm lossagen, uns von Ihm trennen, dass diese heilbringende und wahre, ewiges Leben spendende Verbindung jemals gelöst werde! „Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber an seiner Seele Schaden leidet?“ (Mt 16,26) In gewisser Weise versteht man hier auch den hl. Apostel Petrus, als er auf die Frage Jesu nach der großen Eucharistischen Rede, ob denn auch sie, die Apostel, an Ihm Anstoß nehmen und Ihn verlassen wollten, tief ergriffen und voll Wehmut in den eigenen Worten antwortete: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir glauben und erkennen, dass Du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,68f.)! Ähnlicher Glaubensgesinnung will nun auch die katholische Kirche Ausdruck verleihen, indem sie dieses zweite Gebete der Kommunionvorbereitung vom Priester mit der Formel beenden lässt: „der Du mit Gott dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschest, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Und das abschließende „Amen“ unterstreicht nur noch diese aufrichtige Glaubensüberzeugung.
In diesem dritten Gebet Perceptio Corporis tui hebt der Priester zunächst seine eigene Unwürdigkeit hervor, den Leib Christi genießen zu dürfen. „Freilich kann hier nicht die Unwürdigkeit der schweren Sünde verstanden sein, die von vornherein vom Genuss des heiligsten Sakramentes ausschließt, sondern jene, die infolge der täglichen Sünden und Gebrechen selbst dem frömmsten Priester anhaftet. Wenn ihrer nicht geachtet wird, so tritt allmählich der Zustand der Lauheit ein, der von selbst zur schweren Sünde führt“ (Eisenhofer, ebd., S. 209). Dass aber vom „Genuss“ des Leibes Christi die Rede ist, erinnert uns daran, dass wir dabei nicht eine leblose Sache oder einen toten Gegenstand empfangen, sondern Jesus Christus, der doch für einen jeden Christgläubigen der größte Reichtum und der Inbegriff der Glückseligkeit sein sollte! Denn wenn wir nach Ihm nicht von Herzen suchen und mit der ganzen Inbrunst unserer Seele streben sollten, würden wir uns doch nur billigen „Götzen-Ersatz“ schaffen, welcher uns ganz sicher in die Irre führt. Dieser (trotz des täglichen Kommunionempfanges) außerordentlichen Gnade des Genusses des Leibes Christi bewusst, spricht der Priester auch davon, dass er den Leib Christi „zu empfangen wage“. Niemals darf für uns somit der Kommunionempfang zur trockenen Alltäglichkeit und ungesunden Routine werden; immer seien wir eingedenk, dass wir uns der hl. Kommunion sowohl nur mit von schwerer Sünde befreitem Zustand der Seele als auch mit tiefer Andacht, gesunder Scheu und aufrichtiger Ergriffenheit der Seele nahen sollten (und dürften)! Denn erst diese innere Haltung, die übrigens nicht unbedingt (sentimentalitätsmäßig!) gefühlt werden muss, verbürgt, dass uns die hl. Kommunion wahrlich nicht „zum Gericht und zur Verdammnis“ gereicht (wie z.B. bei Kommunionempfang im Zustand der schweren Sünde), sondern uns gütigerweise („durch Deine Güte“) den äußeren wie inneren Schutz Gottes bietet („zum Schutz für Leib und Seele“) und die Heilung der Seelenwunden bewirkt („und zu meiner Heilung“): „Schutz der Seele vor der Sünde, da durch den Empfang des Leibes des Herrn die Seele Vermehrung der heiligmachenden Gnade und Kräftigung der übernatürlichen Tugend empfängt. Schutz des Leibes: Im Leibe herrscht ein anderes Gesetz, das dem Gesetz des Geistes widerstreitet (vgl. Röm 7,23ff.) Und den Menschen gefangen zu halten sucht unter dem Gesetz der Sünde. Die Gnade Gottes durch Jesus Christus, die im Sakrament empfangen wird und auf den Leib überströmt, befreit von diesem Leib des Todes, in welchem die böse Begierlichkeit stete Gefahr des ewigen Todes in sich birgt. Heilung der Seele: Im Kampf mit der Begierlichkeit und mit der Welt empfängt die Seele Wunden, die durch die übernatürliche Liebe Heilung finden, und die Liebe wird täglich durch den Empfang des Himmelsbrotes aufs neue entflammt.“ (Eisenhofer, ebd., S. 209f.)
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