Die Missionierung der Germanen – die iroschottischen und die angelsächsischen Missionare

Wir wollen hier an den Artikel in unserer letzten Folge der „Beiträge“ anschließen und unser Augenmerk diesmal auf die zweite und dritte „Welle“ der Missionierung der Germanen richten: die Mission durch die iroschottischen Wandermönche und durch die angelsächsischen Missionare.
wIrland, bis ins 10. Jahrhundert auch „Scotia maior“ genannt („Scotia minor“ war das heutige Schottland), hatte schon vor 400 n.Chr., also noch zur Zeit der Besetzung Britanniens durch die Römer, das Christentum angenommen. Dieses war wohl direkt von England her gekommen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Mönche des hl. Martin von Tours dort die Wurzeln für das Christentum gepflanzt hatten. 431 sandte Papst Coelestin I. Palladius als ersten Bischof der Iren nach Irland.
Klarer werden die Spuren des Christentums seit dem Auftreten des hl. Patrick (385-461), der ja auch als der Missionar Irlands gefeiert wird.
Patrick entstammte einer brito-römischen Familie. Als er 16 Jahre alt war, verschleppten ihn Iroschotten als Sklaven nach Irland. Dort lernte er die Sprache und das Land kennen. 407 konnte er in seine britische Heimat zurückkehren. Später trat er wohl ins Kloster Lérin, vor der südfranzösischen Küste bei Cannes, ein (in dem auch der hl. Vinzenz von Lérin, + 450, lebte). Nachdem er Kleriker in Auxerre geworden war, nahm er 432 als Nachfolger des oben genannten Palladius die Mission in Irland auf. Seit 444 war das nördlich gelegene Armagh kirchlicher Mittelpunkt geworden.
Typisch und bedeutend für die später einsetzende Mission bei den Germanen war besonders das monastische Element sowohl in der Organisation der Kirche Irlands als auch in der Seelsorge. Zentren waren nicht Bischofsstädte, sondern Klöster. Dementsprechend waren auch die „Oberen“ der „Diözesen“ nicht Bischöfe, sondern die Äbte der jeweiligen Klöster. Für bischöfliche Funktionen, besonders die Priesterweihen, wurden aber trotzdem Bischöfe benötigt. Meist ließen die Äbte daher einem ihrer Mönche die Bischofsweihe erteilen. Diese Bischöfe wurden Weihbischöfe genannt. Sie hatten nur sakramentale, nicht aber regierende Funktion. Bekannte irische Äbte waren u.a. Kolumban d. Ältere, Brendan, Kevin und Kolumban d. Jüngere.
Da die Seelsorge jedes Clans von den Mönchen des jeweiligen Stammesklosters durchgeführt wurde, färbte das aszetische Klosterleben auch, wie gesagt, auf den Laienstand ab. Ganz besonders der Eifer, die Strenge und das Vorbild der aszetischen Übungen der Mönche bewirkten dabei einen geistigen Frühling in Irland, der seines Gleichen sucht. Aus den Klosterschulen gingen zahlreiche Heilige hervor, sodass man die Insel bald als eine „Insula Sanctorum“ bezeichnete.
Die Laien versuchten, die aszetischen Übungen der Mönche nachzuahmen. In diesem Zusammenhang kann man in modernen Geschichtsbüchern auch lesen, dass erst jetzt, im Zuge der Übertragung der mönchischen Übungen auf den Laienstand, auch die Ohrenbeichte von den Laien praktiziert wurde, da im Altertum für die Laien nur die öffentliche Kirchenbuße vorgesehen gewesen sei. Dass das so nicht ganz korrekt ist, zeigen wir im Artikel dieser Nummer „Ohrenbeichte oder Beichtandacht?“.
Wie ja nun schon deutlich geworden ist, war das irische Mönchtum keineswegs weltflüchtig, sondern im Gegenteil sehr aktiv. Dieser Eifer für die Seelen trieb die Mönche auch in die Ferne, um allen Menschen die Frohbotschaft des Evangeliums zu verkünden. Dabei war ihr Ideal die „Peregrinatio pro Christo“ - die Pilgerschaft für Christus. Heimatlos und doch überall daheim durchzogen sie das Land. Dabei begnügten sie sich nicht damit, Irland zu missionieren, sondern weiteten ihr Missionsgebiet auch auf das Festland aus.
Der bedeutendste dieser iroschottischen Missionare, die zum Festland aufbrachen, war Columban d. J. (530-615). 590, als die Merowinger ihr Reich schon zu seiner vollen Größe bis zu den Pyrenäen und die Côte d'Azur im Süden und bis nach Baden-Württemberg und Thüringen im Osten ausgedehnt hatten, brach Columban zum Festland auf. Er wirkte in der Bretagne, in Gallien und in Burgund. Schließlich ließ er sich in den Vogesen nieder und gründete die Klöster Anegrey, Luxeuil und Fontaine, von denen starke religiöse Impulse auf Gallien aber auch auf die rechtsrheinischen Gebiete ausgingen. Allein von Fontaine aus wurden 50 weitere Klöster gegründet, die alle nach der Regel des hl. Columban lebten.
Als Columban 610 gegen das sittenlose Treiben am Königshof des Merowingerkönigs Theuderich II. auftrat, musste er Luxeuil verlassen. Er ging in das von den Alemannen besetzte Gebiet. Eine Weile ließ er sich in Bregenz nieder, um dann 613 nach Oberitalien weiterzureisen. Dort gründete er seine letzte Abtei Bobbio, wo er 615 starb.
Ausströmend von ihren geistlichen Zentren, ganz besonders Luxeuil, trugen die irischen Missionare erheblich zur Bekehrung der Germanen bei. Vornehmlich an der Mission der Alemannen und der Bajuwaren waren sie beteiligt.
Die Alemannen waren in die Schweiz bis etwa zum Thuner und Vierwaldstätter See und im Osten bis zum Zürichsee und zum Hochrhein eingedrungen. Wenn dies auch zum Teil das Ende christlicher Siedlungen bedeutete und die kirchliche Organisation großenteils zusammenbrach, so erhielten sich doch an bestimmten Orten christliche Gemeinden (z.B. Konstanz), wo die Mission der Iren ansetzten konnte.
Columban nahm, wie gesagt, in Bregenz Aufenthalt. Doch war dieser zu kurz, als dass er viel hätte ausrichten können. Dafür gründete sein Schüler Gallus (+ nach 629) eine Cella am Bodensee - das heutige St. Gallen.
Später, als die Alemannen schon missioniert waren, half die 724 gegründete Abtei Reichenau und der Kreis um Abt Pirmin (+753), das Christentum zu festigen und zu vertiefen.
Auch Bayern wurde nicht etwa von Italien, sondern vom Westen her missioniert. So kam 665 Emmeran, von dem man annehmen kann, dass auch er dem Luxeuiler Kreis entstammte, nach Regensburg, wo wir noch heute seine Reliquien verehren können. Auch der hl. Kilian von Würzburg (689 gemartert), der hl. Korbinian von Freising (+ 725) und Ruprecht von Salzburg (+ 718), der Apostel der Bayern, waren irische Mönche.
w Etwa 90 Jahre nachdem der erste iroschottische Missionar aufs Festland gekommen war, begann nun mit Wilfried, der um 678 England verließ und zu den Friesen aufbrach, der dritte Abschnitt der Germanenmission: die Mission durch die angelsächsischen Missionare.
Schon zur Zeit, da England zum römischen Imperium gehörte, gab es dort christliche Gemeinden. Als aber im Jahre 407 die Römer auf Grund des langsamen Zerfalls des Imperiums ihre Legionen von Britannien abzogen, überfluteten Germanen die Insel. Vom Norden kamen die Pikten, vom Festland die Angeln, Sachsen und Jütländer. Sie vertrieben die Christen in die westlichen Gebiete Englands (Wales) oder aufs Festland (Bretagne).
Ende des 6. Jahrhunderts begannen dann die Iroschotten und Rom praktisch gleichzeitig, die Angelsachsen in England zu missionieren. Das Christentum traf auf fruchtbaren Boden, zahlreiche Klöster konnten gegründet werden und die Kirche erlebte eine Blüte, die bis ins 11. Jahrhundert andauerte. Selbst Könige waren von diesem Eifer für den Glauben nicht ausgenommen. So beschlossen viele der angelsächsischen Könige und Königinnen ihr Leben im Kloster. Viele von ihnen werden als Heilige verehrt.
Von den irischen Missionaren übernahmen die Angelsachsen auch das Bestreben, das Christentum anderen Völkern zu bringen. Auch sie begannen, auf dem Festland zu missionieren, und zwar zuerst bei den ihnen stammverwandten Sachsen und Friesen, die im heutigen Belgien, Holland und Nordwestdeutschland siedelten. Allerdings gingen sie bei ihrer Mission anders vor als die Iroschotten. Die iroschottischen Mönche hatten eher planlos und unorganisiert missioniert. Auch hatten sie sich mehr an die ländliche Bevölkerung gewandt und versucht, die einzelnen Seelen zu gewinnen. Die Angelsachsen dagegen versuchten, die Mission unter der Aufsicht und mit voller Rückendeckung durch Rom durchzuführen. Dazu zogen sie nach Rom und ließen sich dort Schreiben ausstellen, in denen der Papst bezeugte, dass sie in seinem Einvernehmen handelten und als seine Gesandten auftraten. So traten sie zuerst vor die Führer des Volkes, die Stammesherzöge, und versuchten, diese für den Glauben zu gewinnen.
Diese Bindung an das Papsttum verhinderte, dass die einzelnen gegründeten Kirchen auf den Status einer Nationalkirche absanken, und gab dem Unternehmen feste Wurzeln und einen internationalen Zusammenhalt.
Da die Mission unter den zum Teil noch vollkommen heidnischen Germanen unter Umständen mit beträchtlicher Gefahr für Leib und Leben verbunden war, stellten sich die Missionare oft unter den Schutz des christlichen fränkischen Königs. Davon berichtet auch die 725 verfasste „Vita sancti Amandi“, in der uns eine detaillierte Schilderung der damaligen Missionstätigkeit überliefert ist. Unter anderem berichtet der Verfasser dort, dass der fränkische König Dagobert einen Befehl zur Zwangstaufe der Heiden erlassen habe. Dieser Tatsache liegt aber wohl einer dieser Schutzbriefe des Königs zugrunde, denn von Zwang findet sich sonst keine Spur. (Dr. Eugen Ewig, die Missionsarbeit der lateinischen Kirche, in: Hubert Jedin (Hrg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Herder 1985, Band II, 2, S.119)
Der erste bedeutendere angelsächsische Missionar war, wie gesagt, Wilfried, der um 678 seine Mission unter den Friesen begann. 690 folgte Willibrord. Ihm wurde vom fränkischen Hausmeier Pippin (688 – 714) das Grenzgebiet zwischen Belgien und den Niederlanden als Missionsgebiet zugewiesen. Auf einer seiner Romreisen erhielt er die Bischofsweihe. Utrecht wurde zu seinem Bischofssitz und Echternach zum geistigen Stützpunkt der Mission erwählt. Einer seiner Schüler war Winfried Bonifatius (672 - 754), der sich durch seine Tätigkeit den Titel „Apostel Deutschlands“ erwerben sollte. Der Verdienst des hl. Bonifatius lag allerdings weniger in der Mission als vielmehr in seiner reformierenden und organisatorischen Tätigkeit in der Kirche Deutschlands. Es gelang ihm auch, die Kirche der Franken, die sich zu einer Landeskirche entwickelt hatte und daher nicht mehr in lebendiger Beziehung zu Rom stand, Rom wieder unterzuordnen. Dadurch bereitete er den Bund zwischen Papsttum und Frankenreich vor, der seinen Höhepunkt in der Kaiserkrönung Karls d. Gr. im Jahr 800 fand.
Bonifatius unternahm 716 seinen ersten Missionsversuch in Friesland – noch unter der Leitung Willibrords. Allerdings erlaubten die politischen Umstände ihm momentan nicht, lange zu bleiben, und so kehrte er zunächst nach England zurück. 718 brach er erneut auf. Zu Beginn ließ er sich von Papst Gregor II. ein Sendschreiben ausstellen. Er wirkte nun erst unter den Friesen, zog aber dann nach Oberhessen und Thüringen. Schon irische und fränkische Missionare hatten hier gewirkt, aber aufgrund ihrer unorganisierten Vorgehensweise, die auch nicht darum bemüht war, Missionserfolge durch nachfolgende seelsorgliche Arbeit zu festigen, waren ihre Bemühungen nicht von dauerndem Erfolg gewesen. Bonifatius sah, dass er sich vom Papst höhere Autorität verleihen lassen musste, um Ordnung in die Mission zu bringen. Daher ging er wieder nach Rom, wo er zum Bischof geweiht wurde. Bei dieser Gelegenheit band er sich durch einen Eid ganz besonders eng an den Papst.
Mit einem Empfehlungsschreiben des Papstes und einem Schutzbrief des fränkischen Hausmeiers Karl Martell ausgerüstet, konnte er seine Arbeit in Hessen wieder aufnehmen. In dieser Zeit fällte er auch die von den Germanen verehrte Donareiche, um ihnen zu zeigen, dass ihre Götter nicht existierten. Er blieb immer mit seiner Heimat in Kontakt, aus der ihm auch stetig Nachschub gesandt wurde.
Um ihm noch mehr Möglichkeiten in seiner Aufbau- und Organisationsarbeit zu geben, ernannte der Papst ihn nun zum Erzbischof ohne festen Sitz. Aber die fränkischen Bischöfe und der fränkische Adel leisteten seiner Arbeit immer noch Widerstand - wohl weil sie fürchteten, in ihren Rechten eingeschränkt zu werden.
Daher wurde Bonifatius zum Legaten für Bayern, Alemannien, Hessen und Thüringen bestellt.
Als solcher gab er zunächst Bayern eine feste Ordnung. Er gab den Bistümern Passau, Salzburg, Freising, Regensburg und Eichstätt neue feste Grenzen und gründete die Bistümer Würzburg, Buraburg und Erfurt. 743 konnte Bonifatius sogar ein Konzil zusammenrufen, das für wenigstens einen Teil der fränkischen Kirche Reformen vorschrieb. 745 fand dann sogar eine gesamtfränkische Synode statt. 747 brachte er die auf einer Synode anwesenden Bischöfe dazu, ein feierliches Treugelöbnis an den Papst abzuhalten.
Wenn auch Pippin, der zu der Zeit die Franken regierte, zunächst die Reformen Bonifatius' eifrig forcierte, so ließ er sich doch mehr und mehr von der fränkischen Opposition gegen Bonifatius dazu verleiten, ohne ihn zu arbeiten. Bonifatius zog sich nach Fulda zurück.
753/54 brach er ein letztes Mal auf, um den Friesen die Frohbotschaft des Evangeliums zu verkünden. Aber noch 754 wurde er zusammen mit 52 Gefährten bei Dokkum von den Friesen erschlagen. „Sein Märtyrertod ließ das ganze Frankenreich noch einmal aufhorchen. In feierlichem Zuge wurde seine Leiche nach Fulda überführt. Im gleichen Jahre wurde der so bedeutungsvolle Bund zwischen Papsttum und Frankenreich geschlossen, dessen Fundamente er gelegt hatte“ (August Franzen, Kleine Kirchengeschichte, Herder 2000, S. 139).
wAuffallend an den Missionaren der damaligen Zeit – und an den Missionaren allgemein – ist der Eifer, der Einsatz und die Überzeugung, mit der sie den katholischen Glauben verkündeten. Wie oben gezeigt, waren sich die Missionare durchaus bewusst, dass sie bei ihrer Unternehmung ihr Leben riskierten.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Auffassung vieler Menschen heute. Sie sind der Meinung, die verschiedenen Religionen seien einfach verschiedene Wege zu Gott, aus denen sich jeder den ihm angemessenen aussuchen könne. Alle Religionen führten zu Gott und seien daher als gleichwertig zu betrachten. Abgesehen davon sei, selbst wenn es nur eine wahre Religion gäbe, der Mensch auf Grund seiner Unvollkommenheit, seiner Endlichkeit und seiner geistigen Begrenztheit sowieso nicht in der Lage, diese wahre Religion zu erkennen. Daher zeugt es in den Augen dieser Menschen von Stolz oder doch wenigstens von Überschätzung der menschlichen geistigen Fähigkeit, wenn man behauptet, der Mensch könne die Wahrheit erkennen.
Diese Haltung liegt ganz in der Linie des Zweiten Vatikanums. In der dort verfassten „Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ („Nostra aetate“) lesen wir:
„In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder – sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe – zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen.“
„Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten... Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten...“ Wie kann man den alleinigen Gott anbeten, wenn man Jesus nicht als Gott anerkennt. Sagt doch Jesus zu den Juden, die Ihn auch nicht als Gott annehmen wollten: „Freilich habt ihr seine Stimme nie vernommen, seine Gestalt nie gesehen und sein Wort in euch nicht festgehalten, weil ihr ja dem nicht glaubt, den jener gesandt hat“ (Jo 5, 37 f).
Nostra aetate: „...die Kirche glaubt, dass Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat. Die Kirche hat auch stets die Worte des Apostels Paulus vor Augen, der von seinen Stammverwandten sagt, dass 'ihnen die Annahme an Sohnes Statt und die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißung gehören wie auch die Väter und dass aus ihnen Christus dem Fleische nach stammt' (Röm 9,4-5)...“
Natürlich ist Jesus gekommen, den Bund Gottes mit den Juden zur Erfüllung zu bringen und natürlich wollte Er sie erlösen, aber denken wir auch an Seine Worte kurz vor seinem Tod: „Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter die Flügel sammelt; aber ihr habt nicht gewollt! Nun wird euer Haus euch verödet überlassen“ (Mt 23, 37 f.).
Natürlich besaßen die Juden (des Alten Testamentes) – nach den Worten des oben zitierten Römerbriefs – „die Gotteskindschaft, die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, den Gottesdienst und die Verheißungen“ (Röm 9, 4). Aber sie sind doch all dem letzten Endes untreu geworden und haben den Messias-Erlöser verworfen! Achten wir auf den Zusammenhang, in dem diese Worte des hl. Paulus stehen! Paulus drückt hier seinen Kummer darüber aus, dass seine „Brüder, die (ihm) dem Fleische nach stammverwandt sind“, Jesus und damit ihre Erlösung nicht angenommen haben:
„Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht. Mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geiste: Groß ist mein Schmerz, unaufhörlich der Kummer meines Herzens. Gern wollte ich selber mit dem Fluche beladen, fern von Christus sein für meine Brüder, die mir dem Fleische nach stammverwandt sind“ (Röm 9, 1-3).
Und ein wenig weiter sagt Paulus: „Brüder, mein Herzenswunsch und mein Gebet zu Gott gilt ihnen, ihrer Rettung. Ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, nur fehlt die rechte Einsicht. Sie haben die Gerechtigkeit, die von Gott kommt, verkannt und ihre eigene geltend zu machen gesucht und haben sich der Gerechtigkeit durch Gott nicht unterworfen. Ist doch Christus das Endziel des Gesetzes, der jedem, der glaubt, zur Gerechtigkeit wird“ (Röm 10, 1-4).
Der Grundtenor der ganzen Lehre Jesu, des ganzen Neuen Testaments ist, dass Jesus der ausschließliche Weg zu Gott ist. Und der Grundtenor des ganzen Evangeliums ist auch, dass es Offenbarung Gottes durch Jesus ist. Jesus will Sich offenbaren, will von den Menschen erkannt werden und macht es ihnen sogar zum Vorwurf, wenn sie sich weigern, Ihn zu erkennen:
„Wäre ich nicht gekommen und hätte ich nicht zu ihnen geredet, so wären sie ohne Sünde. Nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater. Hätte ich unter ihnen nicht die Werke vollbracht, wie sie kein anderer vollbracht hat, so wären sie ohne Sünde. Nun aber haben sie diese gesehen und hassen dennoch mich und meinen Vater“ (Jo 15, 22-24).
Gott hat sich geoffenbart gerade weil Er von uns erkannt werden wollte und weil Er uns im Glauben an Ihn am ewigen Leben Anteil haben lassen wollte. Gott würde den Menschen aber keine Vorwürfe für ihren Unglauben machen, wenn sie Ihn gar nicht erkennen könnten. Der Mensch kann Gott erkennen und es ist daher keine Anmaßung, wenn man behauptet, das, was man vertritt, als wahr erkannt zu haben und wenn man dafür geradesteht. Wenn jemand behauptet, man könne grundsätzlich nie mit Sicherheit wissen, ob man die Wahrheit erkannt habe, dann behauptet er doch auch, dass er das, was er da sagt, erkannt habe und dass es absolut wahr sei.
Wenn wir aber erkennen, dass der katholische Glaube der Weg zu Gott ist, durch den allein wir wahres ewiges Leben haben können, dann dürfen und müssen wir sogar weiter darum bemüht sein, wie die Missionare den Menschen diesen Weg zu zeigen, damit auch sie Anteil am wahren Leben haben.

P. Johannes Heyne


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