Die Freundschaft mit Gott in Jesus Christus

 Jesus zeigt uns die besondere Nähe Gottes, die nur da zu finden ist, wo sich Gott selbst offenbart. Schon im Alten Bund erscheint Gott nicht nur als der Erhabene, Jenseitige, alles menschliche Begreifen Übersteigende. Gott ist dem Menschen als Seinem Geschöpf immer nahe, Er verlässt ihn selbst nach dem Sündenfall nicht gänzlich, Er verheißt Ihm auch da schon Hilfe und Erlösung, Er bleibt Seinem Volke treu, das Er erwählt hat, um die Welt wieder aus der Gottesferne zu holen und sie wieder mit Seiner Gnade und Seinem Segen zu erfüllen.

In vollendeter Weise offenbart sich Gott in Jesus Christus, in dem Er uns - unbegreiflich in Seiner Größe und Vollkommenheit - als Mensch, als Freund, als Bruder, als Derjenige, der unsere Freundschaft und unser ganzes Vertrauen sucht, entgegentritt, und sich uns schenkt, bis hin zur Selbsthingabe am Kreuz, zur letzten Vereinigung mit aller Not und allem Elend der Menschheit.
Dieses große und wunderbare Geheimnis feiert die heilige Kirche in all ihren Festen. Immer tritt die unermessliche Liebe und Größe der Offenbarung Gottes in Jesus Christus vor unser staunendes Auge.

Manche Feste sind weniger bekannt, und doch will sich in ihnen die Liebe Gottes in ganz besonderer Weise zeigen. Im Monat Juni erinnern uns nach dem Pfingstfest das Fronleichnams- und das Herz-Jesu-Fest an die tiefe Wahrheit der liebenden Nähe und Güte Gottes, die auch uns zu großem Vertrauen und zu wahrer Liebe ruft! Jesus schenkt uns sich selbst, Sein Herz, ja Sein eigenes Fleisch und Blut!

„Nicht mehr Knechte nenne Ich euch“, sagt Jesus, „Freunde habe Ich euch genannt, denn Ich habe euch alles geoffenbart, was Ich von meinem Vater gehört habe “ (Joh.15,15).

So feiert die Kirche in diesen Festen ein ganz zentrales Geheimnis ihres Glaubens. Als Freund will Gott bei uns sein. Er will uns „nicht als Waisen zurücklassen“ (Joh. 14,18). Er schenkt sich uns im Geheimnis der Eucharistie, damit auch wir unser Leben in Hingabe mit Seiner Hingabe am Kreuz vereinigen. Er will uns an Sein göttliches Herz ziehen, damit auch wir unsere Herzen von Seiner Liebe erfüllen lassen!

„Wie mich der Vater geliebt hat, so habe Ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie Ich meines Vaters Gebot gehalten habe und in Seiner Liebe bleibe. Das habe Ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde“ (Joh.15,9ff.).

Die Nähe Gottes erfüllt mit Freude, welche die Christen niemals nur für sich behalten können und konnten! Die Freude im Heiligen Geist und die Freundschaft mit Gott in Jesus Christus drängen zur Weitergabe des Lichtes der Liebe Gottes, zur Sendung, zur Mission, die Jesus Seinen Jüngern auch ausdrücklich aufgetragen hat: „Geht hin in alle Welt und verkündet die Frohbotschaft allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk. 16, 15f.). Die Gabe der Liebe braucht unsere Antwort, die Liebe unsererseits, ohne die wir das Heil nicht finden können, zu der wir allein gar nicht fähig sind, die uns aber Jesus in Seiner Gnade schenken will! Unser eigenes Dazutun ist also für uns und für andere entscheidend, ja sogar im endgültigen Sinn lebensentscheidend!

Gottes Liebe will sich den Menschen auch in der Nähe und Liebe des Jüngers zu den Mitmenschen, besonders den Notleidenden, zeigen, die wie Jesus ein Kreuz tragen und in denen Er uns selbst begegnet. Unser ganzes Leben soll eine Antwort der Liebe auf die übergroße Güte Gottes sein und werden! Deshalb ist das Evangelium keine Botschaft der Schläfrigkeit oder der Bequemlichkeit, sondern ein Ruf zum vollen Einsatz für das Gute und zur Wachsamkeit, ohne die wir uns so schnell in Selbsttäuschung und Überheblichkeit verfangen! „Gerechter Vater, ... ich habe ihnen Deinen Namen kundgetan und werde ihn weiter kundtun, damit die Liebe, mit der Du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (Joh. 17,25f.), betet Jesus für Seine Jünger. Unser ganzes Leben soll sich von der Liebe Christi erfüllen und erleuchten lassen! Wie Er sich für uns dahingegeben hat, so sollen und wollen auch wir unser Leben hingeben für Seine Liebe.

Darin besteht letztlich auch der Gottesdienst der Kirche. Wir vereinigen uns mit dem Opfer Christi, um mit Ihm in der Liebe Gottes auch zur Auferstehung zu gelangen. In der Liturgie und in den Sakramenten erfahren wir ganz besonders die Nähe und Liebe Christi in Seiner Gnade. Christus schenkt sich uns, Er will aber auch, dass wir uns selbst schenken, ganz, trotz unserer großen Armut und Unvollkommenheit!

Das Leben in der Freundschaft mit Gott ist durch die Hingabe Jesu für uns möglich geworden, was wir am Fest des Kostbaren Blutes am 1. Juli feiern! In keiner anderen Religion können wir diese wahre Nähe und Freundschaft Gottes finden, die nur dort möglich ist, wo Er selbst zu uns kommt und uns von der Sünde erlöst!

Missachten wir diese Seine Liebe und Freundschaft nicht, lassen wir aber auch andere an dieser Freundschaft der Liebe des Herzens Jesu teilhaben, in unseren Worten, aber auch in unseren Werken!


Thomas Ehrenberger

 

 

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