Karol Wojtyla und die sonderbare Rolle der Medien


Am 02. April 2005 ist Karol Wojtyla gestorben, der ja der breiten Öffentlichkeit auch unter dem Namen „Johannes Paul II.“ bekannt war. Bereits zuletzt, als dieses 84-jähriges Oberhaupt der „Konzilskirche“ schwer krank war und dann im Sterben lag, haben unsere heutigen Massenmedien ihre ganze Aufmerksamkeit den Ereignissen und Entwicklungen in Rom gewidmet. Dies wäre ja innerhalb bestimmter Grenzen sicherlich legitim und zu rechtfertigen, da ja Johannes Paul II. offiziell auch ein Staatsoberhaupt, der Leiter des völkerrechtlich anerkannten Vatikanstaates, war.

Allerdings musste doch einem sachlich denkenden Beobachter die Art und Weise der Berichterstattung auffallen, richtete man seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf ganz bestimmte Vorzeichen, unter welchen diese Berichterstattung geschah. Zwar wurde dabei an Karol Wojtyla wegen seiner Haltung in Fragen der Abtreibung, der Verhütungsmittel, des priesterlichen Pflichtzölibates und der Frauenordination immer wieder bemängelt, er sei zu „konservativ“ gewesen, seine Amtsführung hätte nicht immer dem modernen Geist entsprochen.

Aber insgesamt betrachtet gossen sich die modernen Medien dennoch in ein großes Lob, ja in eine geradezu unermessliche Verherrlichung der Person des polnischen „Papstes“ aus! Dieser Lobpreis machte den Grundton der Berichterstattung über sein Leben und Wirken aus und eben nicht seine teilweisen „Konservatismen“. Und dieses Verhalten, diese sonderbare Rolle der Medien müsste uns eigentlich sehr nachdenklich stimmen.


Denn wir wissen ja zur Genüge, dass die modernen Medien zunächst extrem liberal eingestellt sind, was ihre innere Wertewelt angeht. Wie oft mussten wir schon miterleben, wie viel von ihnen an Unanständigkeit, ja an richtigem moralischem Schund unter die Leute ausgestreut wird. Man schaue sich da nur kurz die Fernsehprogramme und deren Inhalte an, die nicht selten einer extremen Primitivität gleichkommen! Bisweilen wird von bestimmten Radio- und Fernsehsendern sowie Presseorganen ja schon fast jede Geschmack- und Niveaulosigkeit als modern, cool - und somit vor allem für die Jugend als erstrebenswert! - verkauft und angepriesen.

Und auch die halbwegs seriöseren Medienanstalten geizen nicht gerade damit, so manche „Werte“ der modernen Welt als praktisch die letzte und höchste Errungenschaft der Menschheit zu präsentieren, die nach genuin christlich-katholischer Überzeugung als eindeutig unmoralisch und schwersündhaft einzustufen sind. Man denke dabei nur allein an die Stichworte „Ehe“ und „Sexualität“.

Wann wurde denn der letzte Film gedreht, in welchem z.B. der Ehebruch, die Ehescheidung oder auch der voreheliche Geschlechtsverkehr als unmoralisch gewertet wurde? Welche populäre oder sich in öffentlicher Hand befindliche Zeitung oder Zeitschrift zeichnet sich heute dadurch aus, dass sie sich gegen die Abtreibung einsetzen würde? Und in welcher Radiosendung wäre noch zu vernehmen, praktizierte homosexuelle Praktiken würden gegen christliche moralische Normen verstoßen?

Man erinnere sich in diesem Zusammenhang dagegen nur an die massiven Vorwürfe der Politik und Medien an die Adresse des italienischen Politikers Rocco Buttilione, als dieser verlauten ließ, er halte praktizierte Homosexualität für eine Sünde. Und gerade deshalb durfte er ja dann in der EU-Kommission auch auf keinen Fall das Ressort „Justiz, Freiheit und Sicherheit“ übernehmen - er war dafür wegen seiner Einstellung zur Homosexualität angeblich nicht qualifiziert.

Ferner müssen wir oft erfahren, wie katholizismusfeindlich sich die heutigen Massenmedien auch im Hinblick auf dogmatisch-theologische Glaubensinhalte verhalten! Alles, was mit der „alten“ Kirche von vor 1958 zu tun hat, ist praktisch undemokratisch, intolerant, menschenfeindlich, antisemitisch und stamme aus dem inzwischen sprichwörtlich gewordenen „dunklen Mittelalter“ - es wird mit allen nicht unbeträchtlich zur Verfügung stehenden Mitteln offensichtlich bewusst verächtlich gemacht! Wie oft sind denn nicht schon so manche Dogmen der katholischen Kirche lächerlich und verächtlich gemacht worden, so dass man sich nach dieser antikatholischen Propaganda fast schämen müsste, sollte man sich dennoch zur Glaubensüberlieferung, zur geheiligten Tradition der Kirche bekennen. (Dagegen stehen das Vatikanums II. und die liberal-modernistischen Vertreter der „Konzilskirche“ hoch im Kurs!)

Auf der anderen Seite aber haben dieselben Meinungsmacher nichts dagegen einzuwenden, wenn gewisse „Künstler“ in gotteslästerlicher Weise (!) den Namen Gottes, Christi oder der Heiligen richtig runtermachen und in den Dreck ziehen, wie es ja immer wieder in so manchen Produktionen zum Vorschein kommt. So geschah dies z.B. vor einigen Jahren im Theaterstück „Corpus Christi“, in welchem Jesus Christus und die Apostel als homosexuelle Säufer dargestellt wurden. Und nicht nur haben die Medien nichts gegen solche oder ähnliche Verunglimpfungen des Christentums einzuwenden - da wird plötzlich von „künstlerischer Freiheit“ gesprochen -, sondern man stellt auch noch Gläubige, die dagegen protestier(t)en, in ein schiefes Licht. Man hat somit keine Scheu, die religiösen Gefühle der Katholiken zu verletzen, und das, was für sie heilig und erhaben ist, mit Schmutz zu bewerfen! Und sollte jemand darüber hinaus auch noch die Treue zum „alten“, zum überlieferten katholischen Glauben offenbaren, so muss er sich dann bisweilen auch noch eines richtigen Kugelhagels an entsprechenden Vorwürfen erwehren.

Musste denn solches kürzlich nicht auch der amerikanische Schauspieler und Filmproduzent Mel Gibson schmerzlich erfahren, als und weil er den Film „Die Passion Christi“ gedreht hatte, den er bewusst eng an das hl. Evangelium Jesu Christi und an die überlieferte Lehre der katholischen Kirche anschloss? Da haben wir ein gutes Anschauungsbeispiel für den Umgang der Medien und der von ihnen manipulierten „Öffentlichkeit“ mit unverfälschten katholischen Glaubensinhalten ...und noch wirklich katholisch gesinnten Gläubigen!


Und nun jubeln dieselben Medien, die tagtäglich solches an sich katholizismusfeindliche Verhalten an den Tag legen, praktisch aus allen Rohren Johannes Paul II. zu! Ob denn nicht schon allein dieser Umstand sehr verdächtig ist und eine ganze Menge aussagt. Bedenkt man, welche letztendlich antichristlich gesinnten ideologischen und finanziellen Kreise der Gegenwart die Medien kontrollieren, muss es ja einem „nicht koscher“ vorkommen bei der Beobachtung, wie im Kern positiv in sämtlichen modernen Publikationsorganen angesichts des Todes von Karol Wojtyla der Überblick über sein Leben und Wirken ausgefallen ist.

Zwar müssen in Deutschland immer wieder z.B. die Herren Küng und Drewermann herhalten, um (aus Gründen einer gewissen Kosmetikkorrektur bzw. Taktik?) auch der ziemlich primitiven und inzwischen richtig abgedroschenen Kritik einen gewissen Raum zu geben. Unter dem Strich aber wird Karol Wojtyla von den durch und durch liberal gesinnten Medien sehr wohl unter die Rubrik „ein großer Papst und Zeitgenosse“ eingeordnet! Erinnert man sich des Sprichwortes, man sage, wer dein Freund ist, und man könne dir sagen, wer du selber bist, muss uns diese Verhaltensweise der heutigen Massenmedien sehr verdächtig vorkommen.

Ich erinnere mich, wie in den 90-er Jahren einmal jemand äußerte, man könnte ja vielleicht Papst Pius XII. „seligsprechen“. (Die modernistischen „Päpste“ nach 1958 besitzen keine kirchenrechtliche Legitimität, im Namen der wahren katholischen Kirche selig- oder heiligzusprechen.) Was ist denn dann im Anschluss daran nicht alles an Geschrei entstanden, was hat man da nicht alles an Vorwürfen gegen diesen Pacelli-Papst erhoben! Und rückschrittlich sei er gewesen und unmodern und antisemitisch usw., woraus auf der anderen Seite auch auf die grundsätzlich antimodernistische und antiliberale Glaubenshaltung dieses edlen Papstes geschlossen werden kann.

Und nun heben die Menschen auf dem Petersplatz bei der Beerdigung von Karol Wojtyla Plakate mit der Aufschrift „Santo subito“ hoch, was so viel bedeutet wie: er möge bald heiliggesprochen werden. Und die Medien finden nicht nur nichts „Anstößiges“ daran und verlieren somit kein Wort der sonst so „gern“ geäußerten Kritik an katholischen Einrichtungen. Nein, der Reporter auf einem deutschen Nachrichtenkanal erkundigt sich bei einem im Studio anwesenden Vertreter einer deutschen Diözese ganz zahm und bescheiden sogar danach, wann denn diese zunächst „Selig-„ und dann „Heiligsprechung“ frühestens stattfinden könne. Und so praktisch auf allen Kanälen!

Ob denn dieses Verhalten der Medien nicht sonderbar und ungewöhnlich ist. Es wäre zu naiv, diese scheinbare Gesinnungsänderung im Verhalten der Medien allein aus der Haltung Johannes Pauls II. gegen den künstlich inszenierten Irakkrieg der amerikanischen Regierung abzuleiten, wofür ihm zu Recht so manche Anerkennung gebührt. Es drängt sich da einem eher ein anderer Grund auf, weshalb sich Karol Wojtyla eines im Prinzip so guten Rufes bei den modern-liberalen Medien erfreut.


Es ist ja nämlich nicht von der Hand zu weisen, dass sich Karol Wojtyla höchst aktiv um die Errichtung der so genannten Welteinheitsreligion bemüht hat! Seine wiederholten öffentlichen Behauptungen, die Christen, Juden und Moslems würden an denselben Gott glauben und denselben Gott verehren, sowie die in seiner Antrittsenzyklika anzutreffende Äußerung, „der feste Glaube der Bekenner nichtchristlicher Religionen“ würde „aus dem Geist der Wahrheit hervorgehen“ (Redemptor Hominis, 6), berauben (im klaren Widerstreit zur Lehre Christi - vgl. Mt 28,18ff; Mk 16,16; Joh 3,3.5) die christlich-katholische Offenbarungsreligion ihres Absolutheitsanspruchs und heben darüber hinaus insofern eine jegliche Wahrheit auf, da sie sie ja relativieren!

Und wem diese klaren Worte nicht reichten, dem wurde sowohl auf dem synkretistisch angehauchten interreligiösen Treffen in Assisi 1986 als auch auf den nachfolgenden so genannten Gebetstreffen auch noch anschaulich demonstriert, dass das Christentum bei ihm praktisch auf derselben Stufe (!) stand wie sämtliche nichtchristliche Religionen. In einer Synagoge äußerte Wojtyla seine Wertschätzung für die jüdische Religion, in einer Moschee sprach er seine Hochachtung vor dem Islam aus, vor Dalai Lama kam Lob für den Buddhismus und vor Protestanten wurde Luther hochgeehrt und Respekt gezollt usw. So wurde jeder bedient, nur die authentische christliche Wahrheit, die Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi ...blieb dadurch auf der Strecke!

Und was von Roncalli, Montini und dem unglückseligen Vatikanum II. z.B. mit dessen häretischen Lehren über den Ökumenismus, die Religionsfreiheit und die nichtchristlichen Religionen begonnen wurde, das wurde dann auch von Wojtyla 26 Jahre lang fortgesetzt, indem er ja voll und ganz zu diesen doktrinellen „Neuerungen“ stand, sie förderte und propagierte! Und wenn wir uns in Erinnerung rufen, wer diese Relativierung der vom göttlichen Erlöser Jesus Christus offenbarten Wahrheit, diese Nivellierung des Christentums, diese Zerstörung des Katholizismus in die Wege geleitet hat, und wem sie für das Ziel der antichristlichen Weltherrschaft nützen, dann dürfen wir uns wahrlich nicht wundern, dass Karol Wojtyla nun so viel Lob erhalten hatte!


P. Eugen Rissling


 

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