Der heilige Franz Xaver (1506-1552; Fest: 3. Dezember)


Zeitgenössisches Bild des heiligen Franz Xaver in der Kirche Gesu in Rom

In einem Prospekt (von "missio" in Kooperation mit dem "Kommunikationsreferat der Jesuiten in Zentraleuropa" herausgegeben) liest man: „ABENTEUERLUST, LEIDENSCHAFT UND PIONIERGEIST führten Franz Xaver (1506-1552), den Mitbegründer des Jesuitenordens und größten Missionar der Neuzeit, auf den Spuren der Entdecker rastlos durch Indien, Indonesien und Japan bis vor die Tore Chinas“.

Sind das wirklich die Motive des heiligen Franz Xaver gewesen? War es nicht vor allem seine Liebe zu Christus und sein tiefes Interesse an der Rettung der Seelen, die ihn antrieben? Kann man sein Wirken überhaupt verstehen, wenn man diese seine tiefsten Beweggründe ausklammert, ja verzeichnet und verzerrt man sein Leben nicht buchstäblich?


Die großen Strapazen ließen Franz Xaver nur 46 Jahre alt werden. Von einem heimtückischen Fieber entkräftet, starb er vor der Küste Chinas, wohin er die Frohbotschaft Christi gerne gebracht hätte, obgleich er sich damit wegen des verhängten Einreiseverbots für Fremde wahrscheinlich die Todesstrafe zugezogen hätte.

Fast unglaublich sind die Bedingungen, unter denen seine Missionsarbeit stattfand. Nicht nur, dass damals eine Seefahrt nach Indien, China und Japan alles andere als eine harmlose Kleinigkeit gewesen ist. Tropenkrankheiten, Stürme, unerträgliche Hitze, einseitige Ernährung usw. ließen unzählige Menschen schon unterwegs den Tod finden, so dass jeder, der das Festland verließ, damit rechnen musste, sein Ziel möglicherweise nie zu erreichen. 

Der Adelige Franz Xaverius war im Jahre 1525 einst aus dem Baskenland zum Philosophie- und Theologiestudium nach Paris gekommen, da er gedachte, so später im Klerus seines Heimatbistums Pamplona einmal leicht eine angesehene geistliche Stellung zu erlangen. Im Paris wurde er aber im Kolleg Sankt Barbara ein Stubengenosse vom seligen Petrus Faber und dem heiligen Ignatius von Loyola. Ignatius, ein einstiger Offizier und Landsmann Franz Xavers, ebenfalls von adeliger Herkunft, war bei seinem Studienantritt in Paris 1528 bereits 38 Jahre alt und hatte sich nach einer schweren Kriegsverletzung auf dem Krankenlager zu einem Leben der vorbehaltlosen Nachfolge Christi entschieden.

Nicht sofort, aber allmählich konnte er auch Franz Xaver für dieses sein Ideal begeistern, das auch für Peter Faber bestimmend geworden war. Am 15. August 1534 waren es bereits sieben Gefährten, die auf dem Hügel Montmartre bei Paris in einer Martyrerkapelle während einer heiligen Messe, welche Peter Faber zelebrierte, der bis dahin einzige Priester aus diesem Kreis, gemeinsam Armut, Keuschheit, eine Wallfahrt zum Heiligen Land und Gehorsam gegenüber dem Papst gelobten.

Im Winter 1536/37 konnten sich die Gefährten dann endlich auf die Reise nach Venedig begeben, um dort ein Pilgerschiff ins Heilige Land zu besteigen. Dort halfen sie zunächst in den Spitälern die Schwerkranken zu pflegen, was nicht immer leicht war. Einem, der von einem besonders abscheulichen Geschwür befallen war und wegen des unerträglichen Geruchs von allen gemieden wurde, küsste Franz die Wunden. Von da an hatte er allen Ekel überwunden. Auf einer Wallfahrt nach Rom im Frühling 1537 erlebten sie die dortigen österlichen Feierlichkeiten und erhielten bei Papst Paul III. eine Audienz, der sich ihnen gegenüber sehr freundlich zeigte. Wegen Kriegsgefahr im Vorderen Orient musste die Reise nach Jerusalem jedoch aufgeschoben werden.

Am 24. Juni 1537 erhielt Franz - wieder in Venedig - die Priesterweihe. Nach vierzigtägiger Zurückgezogenheit und weiterem Dienst in der Krankenpflege feierte er dann Ende September in einer Klosterkirche nahe bei Vicenza seine erstes heiliges Messopfer unter häufigen Tränen, was auch die Anwesenden tief bewegte.

Sein erstes Wirkungsfeld war Bologna. Ein Zeitgenosse sagt: "Die ganze Zeit, die er in Bologna war, betete er Tag und Nacht. Er sprach wenig, aber mit großer Überzeugungskraft. Er redete von göttlichen Dingen mit größter Ergriffenheit, und seine Worte drangen in die Herzen der Zuhörer ein und ergriffen auch sie" (Gerstner, Hermann, Franz Xaver, Bern 1974, 17).

Im nächsten Frühjahr traf sich Franz wieder mit seinen Gefährten in Rom. Doch wegen kriegerischer Ereignisse zwischen Türken und Venezianern war eine Reise nach Jerusalem wieder nicht möglich. So blieben sie in Rom und beschlossen, dorthin zu gehen, wohin der Heilige Vater sie berufen sollte.

Inzwischen suchte der König von Portugal Johann III. Missionare für Indien. Auf Anfrage des Papstes berief Ignatius zwei seiner Gefährten für diese Aufgabe. Der eine wurde krank, den anderen wollte der König von Portugal schließlich bei sich in Lissabon behalten. Franz Xaver, der ersatzweise bestimmt worden war und sich sofort für den Dienst in der Mission bereit erklärt hatte, bestieg somit allein am 7. April 1541 in Lissabon die "Santiago", die, begleitet von vier anderen Dreimastern, auch den Gouverneur nach Indien bringen sollte. Franz wurde vom Papst zum apostolischen Nuntius für den Fernen Osten ernannt mit der Vollmacht, in all den noch fernen und weitgehend noch unbekannten Ländern den Glauben zu verkünden. Dafür erhielt er auch Empfehlungsschreiben an alle Machthabenden.

Ein Aufbruch in die Mission hieß damals meist ein Abschied für immer. In seinen Briefen an Ignatius und die anderen Freunde schrieb Franz: "Wir stehen im Begriffe, uns einzuschiffen. Christus, unser Herr, möge uns die Gnade geben, dass wir einander im anderen Leben wieder sehen und zusammenfinden. Denn ich weiß nicht, ob wir einander in diesem Leben noch einmal wieder sehen werden, sowohl wegen der weiten Entfernung von Rom nach Indien, als auch wegen der großen Ernte, die dort auf uns wartet" (Gerstner, 23).

Schon früher hatte Franz geheimnisvolle Träume gehabt, in denen er öfters einen großen Mohren auf seinen Schultern zu tragen hatte oder unermessliche Meere mit Felsen und Inseln schaute. Dabei litt er Hunger und Durst, war überhäuft mit Arbeit und von Verfolgung und Todesgefahr umgeben. Sein Gefährte Rodriguez hatte einmal in Rom gehört, wie Franz im Traum ausrief: "Noch mehr, o Herr, noch mehr!" Als sich Franz in Lissabon nach Indien einschiffte, offenbarte er Rodriguez beim Abschied die Bedeutung der Worte, die jener gehört hatte: "Ich sah die größten Beschwerden, Mühen, Bedrängnisse durch Hunger, Durst, Kälte, Reisen, Schiffbrüche, Verrätereien, Verfolgungen und Gefahren, die sich mir darboten um der Liebe und des Dienstes des Herrn willen - und derselbe Herr gab mir damals die Gnade, dass ich mich nicht damit begnügte und mehr, viel mehr erbat" (Gerstner, 24).

Zunächst hatten viele von den eng zusammengepferchten fünf- bis sechshundert Menschen, die auf der "Santiago" um Afrika herum Richtung Indien unterwegs waren, mit der Seekrankheit zu kämpfen. Dann lag das Schiff in der tropischen Hitze, begleitet von täglichen Gewittern, wegen Windstille 40 Tage fest, die Lebensmittel verdarben, Ungeziefer breitete sich überall hemmungslos aus, Wasser musste rationiert werden. Viele erkrankten an Skorbut, verloren ihre Zähne, litten unter geschwollenen Gliedmaßen und eiternden Wunden. Zahlreiche Tote mussten, in Tücher eingenäht, über Bord geworfen werden.

Obwohl auf dieser Fahrt auch Franz selbst zwei Monate lang seekrank war, kümmerte er sich selbstlos um die Notleidenden, schenkte den Kranken erbettelte Lebens- und Linderungsmittel, rief die Menschen zu Gebet und Gottesdienst und versuchte vor allem, die Sterbenden auf die Ewigkeit vorzubereiten.

Am Kap der guten Hoffnung setzten den Schiffen so heftige Stürme zu, dass ununterbrochen Wasser aus dem Schiffsinneren geschöpft werden musste und man sich an Bord nur noch an Stricken fortbewegen konnte, die über das Deck gespannt waren. Ein kleiner Vorgeschmack der vielen Seenöte, in die Franz Xaver auf seinen Reisen noch geraten sollte...

Nach fünfmonatiger Fahrzeit erreichte die "Santiago" Ende August die Koralleninsel Mozambique auf der Ostseite Afrikas. Da die Monsunwinde die Schiffe erst wieder im nächsten Frühjahr ostwärts treiben konnten, musste man sich auf ein Überwintern einrichten. Ein ansteckendes Fieber warf hier Hunderte aufs Krankenlager. Fünfzehntausend Portugiesen lagen hier schon auf dem Friedhof. Franz hatte wieder alle Hände voll zu tun, um den Kranken beizustehen, für sie Wäsche und Lebensmittel zu erbetteln, bis er selbst erkrankte und drei Tage in Fieberträumen lag.

Weitere acht Monate später erreichte Franz zusammen mit dem Gouverneur am 6. Mai 1542 doch das indische Festland. Goa, eine befestigte Stadtinsel und Stützpunkt der Portugiesen, beherbergte etwa dreitausend Soldaten und vierzehntausend christliche Zivilisten. Es gab dort bereits einen eigenen Bischof und ein Franziskanerkloster. Um die Stadt herum lebten fünfzigtausend Einheimische in ihren Dörfern.

Franz Xaver berichtet nach Rom: "Ich wohne in Goa im Hospital und spende den Kranken die heiligen Sakramente. Sobald ich am Morgen die Kranken besucht und versorgt hatte, hörte ich den Vormittag hindurch die Beichten aller übrigen Leute. An den Vormittagen suchte ich die Gefangenen auf. Hierauf ging ich in die nächst dem Spital gelegene Kirche Unserer Lieben Frau, um die Kinder zu lehren, oft kamen mehr als dreihundert zusammen. Solange ich in der Nähe der Spitalskirche wohnte, predigte ich dort an den Vormittagen der Sonn- und Feiertage allem Volk, an den Nachmittagen unterrichtete ich die Eingeborenen im christlichen Glauben. Der Andrang hierzu war so groß, dass die Kirche die Menge kaum fassen konnte. Die heilige Messe las ich an den Sonntagen bei den Aussätzigen, deren Asyl vor den Toren der Stadt liegt. Sie erwiesen mir alle die größte Anhänglichkeit" (Gerstner, 30).

Wenn es abends kühler wurde lief er mit einer Glocke durch die Straßen, besonders auch durch die berüchtigtsten, um die Leute zu Gebet und Unterricht zu rufen. In Goa bemühte sich seit 1541 eine religiöse Bruderschaft um die Heranbildung einheimischer Missionare. Da es bereits 60 junge Leute gab, die dort Schüler werden wollten, wurde das sogenannte "Paulskolleg" errichtet, dessen Leitung Franz übernehmen sollte.

Doch seine missionarische Aufgabe rief ihn zu den Parava-Fischern an der Südspitze Indiens. Viele von ihnen waren zwar schon vor Jahren getauft worden, hatten aber weder Kirchen noch Priester. So standen sie in Gefahr, in heidnische Praktiken und unchristliche Lebensführung zurückzufallen. Franz hatte drei Einheimische mitgenommen und schon selbst etwas die Sprache Tamil gelernt. Mit Hilfe einiger gelehrter Leute übersetze er das Glaubensbekenntnis und die wichtigsten Gebete, was im Hinblick auf christliche Begriffe wie Gnade, Sakramente, Kirche usw. gar nicht so einfach war. Auch hier zog er mit seinem Glöckchen durch die Dörfer und rief die Leute zusammen, die er in eigenen Worten und mit Hilfe von Dolmetschern unterrichtete. Doch die christianisierten Fischer wurden im Zusammenhang mit Thronstreitigkeiten überfallen, Franz mehrfach mit Pfeilen beschossen, seine Hütten, wo er übernachtete, wollte man anzünden. Franz ging mit einem Kreuz in der Hand den Feinden entgegen. Da befiel die Feinde ein unerklärlicher Schrecken und sie ergriffen die Flucht. Franz setzte sich unerschrocken als Vermittler ein und konnte bald auch westlich des Kap Komorin rund zehntausend Menschen für Jesus Christus gewinnen und ihnen die heilige Taufe spenden.

Es gab auch Rückschläge. Im Norden Ceylons, wohin Franz einen Priester gesandt hatte, ließ ein Fürst 600 neu Getaufte einfach umbringen. Der Heilige litt sehr darunter. Schmerzvoller als die Verfolgung durch Heiden waren für Franz Xaver, der sich voller Idealismus dem Heil der Menschen verschrieben hatte, die Vergehen und Verbrechen "christlicher" Europäer, die als Abenteurer, Händler oder Soldaten den eigenen Vorteil auf Kosten des Elends anderer suchten. Er klagt 1544: "Mit unsäglichem Schmerz muß ich immer wieder sehen, wie die neu bekehrten Christen nicht nur von den Heiden, sondern auch von den Portugiesen selbst in verbrecherischer Weise verfolgt und ausgebeutet werden. Die Frevel sind erschütternd... Jedes Mal werde ich im Innersten meiner Seele vom gleichen Schmerz erfüllt, wenn ich Zeuge solcher Gewalttätigkeiten bin. Wir müssen ohnmächtig zusehen, wie die Portugiesen einfach auf Menschenraub ausgehen und selbst neu bekehrte Christen entführen, um sie zu Sklaven zu machen. Dies alles liegt schwer auf mir, und der tiefe Kummer über diese traurigen Zustände verlässt mich nicht, wohin ich auch gehe" (Gerstner, 38)

Er bemühte sich unermüdlich auch um die Bekehrung der Europäer. Auf einer Schiffsreise begegnete er einmal einem portugiesischen Edelmann, der sich rühmte, dass er an keinen Gott glaube und immer wieder spottete und lästerte. Franz Xaver sprach dennoch freundlich mit ihm. An Land angekommen, ging er sogar öfter mit ihm spazieren. Nach wiederholtem fruchtlosen Zureden zog Franz dann eine mit scharfen Spitzen versehen Geißel hervor und begann sich zu schlagen. "Ich möchte gern noch mehr für euch tun; aber was wäre das Schmerzlichste gegen das, was Jesus Christus für euch getan, Ihm habt ihr unendlich mehr gekostet. Vermag Sein vergossenes Blut, Sein bitterer Tod, vermag all Sein Leiden nicht, euer Herz zu rühren?" Und er betete: "Sieh an, o menschgewordener Gottessohn, Dein eigenes, anbetungswürdiges Blut und erbarme Dich unser!" (Leben der Heiligen Gottes, 34). Von solcher Liebe überwältigt, bekehrte sich der Edelmann, beichtete und versprach sein Leben zu ändern.

Ein anderer reicher Portugiese führte mit schönen Sklavinnen ein lasterhaftes Leben. Franz ging zu ihm und sprach: "Ist es euch recht, dass wir, um näher bekannt zu werden, heute mitsammen zu Mittag essen?" (Leben der Heiligen Gottes, beschrieben von zwei Seelsorgspriestern des Bisthums Brixen, VI. Bd., II. Theil, Innsbruck 1870, 35). Wegen des Ansehens von Franz ließ der Portugiese dies zu. Als aber Franz nach dem Mahl wieder ging, ohne über wichtigere Dinge mit ihm gesprochen zu haben, da eilte ihm der Mann voll Schrecken nach, weil er es für ein böses Zeichen hielt, dass Franz ihn offensichtlich schon aufgegeben hatte. Franz nahm ihn liebevoll an und bedeutete ihm, dass kein Mensch an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln soll, wenn er bereit ist, selbst umzukehren. Da legte der Mann eine reumütige Beichte ab und begann ein ganz christliches Leben. 

Als ein Portugiese aus Malakka vier braunhäutige Jungen mitbrachte, die in das Paulskolleg von Goa eintreten wollten, und auch erzählte, dass auf der fernöstlichen Insel Celebes zwei Könige zum Christentum bekehrt worden seien, erkannte Franz, dass auch dort in der malaysischen Welt die Frohbotschaft verkündet werden müsste.

Zunächst begab er sich im April 1545 nach San Thomé an der Südostküste Indiens. Hier am Grab des Heiligen Apostel Thomas wollte er im Gebet und unter strengen Bußwerken Klarheit finden, was Gottes Wille sei. Schließlich schrieb er nach Goa: "Gott hat es in seinem Erbarmen gefallen, sich meiner zu erinnern. Mit großem inneren Trost habe ich erfühlt, dass es Sein Wille ist, wenn ich nach Malakka fahre. Unser Herr lässt mich hoffen, dass Er mir auf meiner Reise große Gnaden verleihen will, denn Er hat meiner Seele tiefen Frieden und überströmenden Trost geschenkt, als Er mich innewerden ließ, dass Er selbst mich in jene Länder sendet. All meine Hoffnung ruht in Gott" (Gerstner, 40).

Bis zu der durch Monsunwinde ermöglichten Abfahrt im September 1545 gewann er durch sein bescheidenes und freundliches Wesen auch in San Thomé viele Seelen für die Liebe Christi.
In Malakka bekehrte er viele Sünder, führte Heiden und Mohammedaner zum wahren Glauben und wurde bald der "heilige Pater" genannt, da zahlreiche Wunder, ja Totenerweckungen auf sein Gebet hin geschahen. Auch hier nahm er sich besonders der Kranken und Armen an.

 

 

 

 

 

 

 

Statue des heiligen Franz Xaver in Malakka (Melaka, Malaysia)

Von Malakka aus fuhr Franz weiter - zur Molukkeninsel Ambiona und nach Ternate. Auf zahlreichen Inseln, auch unter Kopfjägern, predigte er mit großem Erfolg das Evangelium - allerdings wurde er einmal beinahe gesteinigt. "Es ist gut, aus Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus zu sterben", war sein Wahlspruch (vgl. Gerstner 43).

Auf der Rückfahrt nach Goa, wohin er auch eine Anzahl von Jugendlichen zum Studium im Paulskolleg mitnahm, traf er in Malakka Mitbrüder, die ihm vom wunderbaren Wachstum der Gesellschaft Jesu in Europa berichteten und die nun auf den Molukken eingesetzt werden sollten. Hier hörte er von einem Kaufmann auch Berichte über China und von einem japanischen Adeligen, der wegen Totschlags auf der Flucht war, auch viel über Japan. Er konnte ihn und seine zwei Diener für Christus gewinnen. Die Berichte über Japan ließen ihm keine Ruhe. Sollten so hochzivilisierte Völker nicht von der Frohbotschaft Jesu Christi vernehmen?

So brach er 1549 mit einigen Mitbrüdern und den getauften Japanern auf nach Japan, von Goa aus, wo das Paulskolleg inzwischen zu einem stattlicher Komplex gewachsen war. In Malakka fanden sie aber kein portugiesisches Schiff, das bereit gewesen wäre, Japan anzusteuern. Doch Franz konnte einen chinesischen Kaufmann für sein Unternehmen gewinnen.

Schon unterwegs versuchte Franz, die japanische Sprache zu erlernen. In Japan fand er in Kangorima, der Heimat jenes Japaners, den Franz bekehrt hatte, zunächst einen sehr fruchtbaren Boden für das Evangelium. Der König jenes Gebietes - Japan umfasste damals 66 kleine Königreiche - warf sich vor einem Bild Mariens mit dem Jesuskind, das Franz mitgebracht hatte, samt seinen Hofleuten auf den Boden. Die Japaner staunten, dass diese Europäer eine so weite Reise auf sich genommen hatten, um ihnen den wahren Gott zu verkünden.

Doch die religiösen Führer, die Bonzen, fürchteten, ihr Ansehen und ihren Unterhalt zu verlieren, und ersannen Maßnahmen gegen Franz und das Evangelium. Sie konnten aber Franz Xaver nicht widerstehen und auch die vielen Wunder nicht widerlegen, die durch ihn geschahen, darunter sogar Totenerweckungen. Weil aber in jenem Jahr portugiesische Schiffe auch im Hafen eines feindlichen Königs, nämlich in Firando, eingelaufen waren, gelang es ihnen schließlich doch, den König doch zum Verbot der Mission zu überreden. Franz Xaver versuchte vergeblich, den König wieder umzustimmen. Er musste das Land verlassen.

In Firando wurde Franz von den Portugiesen mit freudigen Kanonenschüssen empfangen. Der dortige König erlaubte sofort die Mission, wohl auch wegen seiner Rivalität mit dem König von Kangorima, und noch mehr Heiden als in Kangorima kamen zu Christus. Schlussendlich bat auch der König von Kangorima den Provinzial der Jesuiten in Indien wieder um Missionare.

Franz entschloss sich, in Miyako (heute Kioto) den Dairi, den Kaiser über ganz Japan zu besuchen, um eine Predigterlaubnis fürs ganze Land zu erhalten. Gebirge, Flüsse und Meeresarme musste er dazu überwinden und wurde einmal auch schon zur Steinigung geführt, als ein plötzliches und furchtbares Gewitter ihn rettete. Im Februar 1551 erreichte er Miyako, konnte allerdings wegen ausgebrochener Machtkämpfe und eines Aufstandes der höchsten Beamten keine Audienz beim Kaiser erhalten. Zudem wurde das Land in jenem Winter von bitterer Kälte, Überschwemmungen, Hungersnot und Krankheiten heimgesucht.

In etlichen japanischen Königreichen wurden die Missionare jedoch freundlich aufgenommen. Dass sie weder Gold noch Silber annahmen und eine so weite Reise auf sich genommen hatten, um sie zum Heile zu führen, ja dass sie es dafür sogar auf sich nahmen, dass man sie immer wieder beschimpfte und bespuckte, ließ viele staunen und nachdenklich werden. Dazu kamen auch manche Zeichen und Wunder. Stumme konnten wieder sprechen, Kranke wieder gehen, Taube wieder hören, Franz selbst erhielt die wunderbare Gabe der Sprachen. Nicht nur viel Volk, auch zahlreiche Bonzen bekehrten sich schließlich zu Christus. Doch aus Indien erreichte Franz eine Aufforderung, zurückzukehren. Der König von Bungo bat den Heiligen, auf seiner Rückreise noch seine Hauptstadt Funay (heute Oita) zu besuchen. Wie gewöhnlich ging Franz dorthin zu Fuß und trug den Altarstein und die übrigen Messgeräte in einem Sack auf dem Rücken. Wegen Erschöpfung und Krankheit musste er hinter seinen Begleitern zurückbleiben.

Schon vor seiner Ankunft in Funay suchten auch hier die Bonzen, seinen Ruf durch Verleumdungen zu ruinieren. Auf dringendes Zureden eines befreundeten Kapitäns der Portugiesen, der ihn schon mit Geschützsalven vom Schiff aus empfangen hatte, zog Franz schließlich in einem feierlichen Zug zum König, wobei der Katechismus auf weißem Atlas, ein schönes Marienbild an einem Band von rotem Damast, Pantoffel aus Samt, ein Sonnenschirm usw. mitgetragen wurden, wie bei großen Herren. Der König verbeugte sich zur Verwunderung aller dreimal bis zum Boden, Franz Xaver tat dasselbe. Franz machte ihn gründlich und klar mit den Grundwahrheiten des Glaubens bekannt. Da sagte der König zu seinem Bruder: "Kann es etwas Erhabeneres und Schöneres geben, als wir gehört haben? Gibt es etwas, was mehr der Vernunft gemäß wäre? Unsere Bonzen tragen uns nur Fabeln vor und können keine Rede halten, ohne sich zu widersprechen; ihre Wissenschaft ist nur verworrenes Zeug" (Leben der Heiligen Gottes, 48)

Die Bonzen dagegen wiegelten das Volk auf, dass man ihnen ihre vertrauten Götter und Tempel nehmen wolle. Es kam zum Aufstand, doch Franz blieb unversehrt. Der König hatte noch nicht die Kraft und den Mut, sich taufen zu lassen, wurde allerdings einige Jahre später ein guter Christ.
Auf dem Rückweg nach Indien geriet das Schiff, auf dem Franz sich befand, in Seenot und ein Beiboot mit 15 Menschen wurde vermisst. Franz zog sich in seine Kabine zurück und betete den ganzen Tag. Schließlich konnte die Schaluppe wieder gefunden und die Leute gerettet werden. Sie erzählten, dass sie keine Angst gehabt hätten, weil Franz die ganze Zeit bei ihnen am Steuer gesessen habe. Da wunderten sich alle, weil Franz an zwei Orten zugleich gewesen war, und zwei Muslime bekehrten sich. Auf dieser Reise nach Indien kam Franz auch vor der Küste Chinas vorbei, wohin er auch noch die Frohbotschaft bringen wollte.

Als Franz Anfang Februar 1552 wieder in Goa ankam, war sein Haar von den Anstrengungen der letzten Jahre weiß geworden. Er dankte jedoch dem lieben Gott, als er hörte, wie jetzt andere Missionare in den Gebieten, die er einst besucht hatte, die Missionsarbeit fortsetzten und den Glauben festigen halfen. Überall hatte er die wichtigsten Gebete in der Landessprache schriftlich zurückgelassen mit der Weisung, sie auswendig zu lernen und jeden Tag zu wiederholen, damit die Saat, die er ausgestreut hatte, zu reicher Blüte komme.

Er blieb nicht lang in Indien. Schon am Gründonnerstag, dem 14. April 1552 reiste er wieder Richtung China. In Malakka wütete eine Seuche und Franz und seine Gefährten wirkten, so gut sie konnten, bei der Versorgung der Kranken in leiblichen und seelischen Nöten mit. Ein Wunder, dass niemand von ihnen angesteckt wurde. Noch wunderbarer war die Totenerweckung eines Jünglings, der versehentlich einen vergifteten Pfeil in den Mund gesteckt hatte und zu dem Franz sprach: "Im Namen Jesu stehe auf!" Der Jüngling stand vom Tode auf und trat später in die Gesellschaft Jesu ein. Auch Meerwasser verwandelte sich bei Wassernot auf dem Schiff auf sein Gebet hin in Trinkwasser. Noch viele andere wunderbare Begebenheiten werden berichtet.

Die Portugiesen konnten nur bis zur Insel Sanzian vor Kanton fahren. Weiter durften sie nicht. In China verboten strenge Reichsgesetze den Ausländern die Einreise. Schiffsbrüchige waren erst vor einem Jahr an der chinesischen Küste aufgegriffen, ausgepeitscht und eingekerkert worden. Doch einige Chinesen brachten die Botschaft, dass der Kaiser vor kurzem gelehrte Männer ausgesandt habe, um die den Chinesen fremden Religionen zu erkunden. Franz hoffte, eventuell mit einer Gesandtschaft, die um Frieden und die Freilassung der Gefangenen werben und einen regulären Handel mit Hilfe von Zöllen anregen sollte, endlich doch nach China gelangen zu können. Als dies nicht möglich war, verabredete er mit einem chinesischen Kaufmann eine heimliche Überfahrt. Doch es kam nicht mehr so weit. Der Kaufmann erschien nicht am verabredeten Tag, und Franz wurde plötzlich von einem heftigen Fieber befallen.

Der Winter stand bevor. Bis auf ein Schiff waren alle portugiesischen Schiffe abgefahren. Auf dieses brachte man den Kranken. Doch weil Franz das Schaukeln des Schiffes in seiner Krankheit kaum ertrug, legte man ihn in eine Strohhüte am Ufer. Er verlor im Fieber zeitweise das klare Bewusstsein, sprach aber immer wieder laut Gebete wie "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Am Samstag, dem 3. Dezember 1552, in den frühen Morgenstunden, "gab er seine Seele mit dem Namen Jesus auf den Lippen in die Hände seines Schöpfers und Herrn zurück mit großer Ruhe, und sein Leib und sein Antlitz waren voll Frieden", berichtet Antonio, der bei ihm gewacht hatte.
Am Sonntag wurde er vor dem Begräbnis in eine Kiste gelegt und mit ungelöschtem Kalk bedeckt, damit das Fleisch schneller verwese. Als das Schiff im darauf folgenden Frühjahr nach Malakka aufbrach, wollte man dann doch die sterblichen Überreste des Heiligen mitnehmen. Da entdeckte man unter dem Kalk sein Gesicht frisch und gerötet, und sein Leichnam verströmte einen überirdischen Wohlgeruch.

Im März 1554 wurde sein Leib in Goa in der Kirche des Paulskollegs feierlich beigesetzt. Es geschahen viele Wunder auf seine Fürsprache hin. 1619 wurde er von Papst Paul V. selig- und 1621 von Gregor XV. heilig gesprochen. Bei einer Untersuchung 1744 war sein Leib immer noch unversehrt.

1748 wurde Franz Xaver zum Schutzpatron Indiens ernannt, 1904 zum Patron der Verbreitung des Glaubens, 1926 zum Patron aller katholischen Missionen und 1927 wurde er zum Patron der Heidenmission erhoben. Er wird meist dargestellt mit einem Kruzifix mit Lilienstängel und einem flammenden Herzen, zu Füßen einen Inder, den zu taufen er sich anschickt.

Seine glühende und selbstlose Gottesliebe drückt sich in einem Gebet von ihm aus: "O Gott, ich liebe Dich, aber ich liebe Dich nicht, damit Du mich selig machest oder weil Du jene mit dem ewigen Feuer strafst, die Dich nicht lieben. Du, mein Jesus, hast mich am Kreuze ganz umfangen, hast Nägel, Lanze, viele Schmach, unzählige Schmerzen, Schweiß, Angst und Tod ertragen, und das für mich, für mich Sünder. Warum sollte ich Dich also nicht lieben, o liebenswürdigster Jesus? Wie Du mich geliebt hast, so liebe und will ich lieben Dich, nur weil Du mein König und mein Gott bist" (Leben der Heiligen Gottes, 63).

In einem Brief aus Indien vom 15.1.1544 schrieb er an die Väter der Gesellschaft Jesu: "Oft sind mir die Arme müde vom Taufen und kann ich nicht mehr reden, weil ich so oft nacheinander den Leuten die Gebete vorgesprochen und sie über die Christenpflichten in ihrer Landessprache unterwiesen habe...

O, meine Brüder, bitten Sie den Herrn der Ernte, dass Er uns Arbeiter sende! ... Es packt mich so oft das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist... Vor versammelter Universität wollte ich es ihnen zurufen, wie viele Seelen vom Weg des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verloren gehen durch ihre Gleichgültigkeit. Wenn sie mit dem gleichen Eifer, mit dem sie sich ihren Studien widmen, auch jene Rechenschaft überdenken würden ..., wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! Sie würden im Innersten ihrer Seele den Willen Gottes erkennen und begreifen. Und sie würden sich fortan diesem göttlichen Willen bereitwilliger als ihren Neigungen hingeben und sprechen; "Herr, siehe, hier bin ich. Was willst Du, dass ich tun soll? Sende Mich, wohin Du willst, und wenn es gut ist, selbst bis Indien" (Kunkel, 567). Hier sieht man klar, dass es nicht Abenteuerlust war, was den heiligen Franz Xaver antrieb, sondern die tiefe Liebe zu Gott und den Seelen! Auch heute ist uns die Sorge für unsere Mitmenschen anvertraut, ob in der Ferne oder in unserer Umgebung! Bitten wir den heiligen Franz Xaver bei all unseren Mühen um seine Hilfe, die er uns sicher nicht versagt, besonders aber auch um seinen Beistand in den schweren Kämpfen, welche der wahre Glaube und die katholische Kirche heute weltweit zu erdulden haben!

Besonders in unserer Zeit, da man so oft Jesus Christus den anderen Göttern gleichstellt, die Wahrheit mit der Lüge vermengt und man niemanden mehr "missionieren" möchte, möge der heilige Franz Xaver uns alle wieder neu mit der Liebe zu Christus und zu unseren Nächsten erfüllen. Möge er uns immer mehr den unschätzbaren Reichtum des christlichen Glaubens erschließen und uns die unermessliche Liebe Gottes offenbar machen, die uns in Seinem menschgewordenen Sohn erschienen ist und die auch wir dankbar weitergeben sollen und dürfen!

 

Literatur zu den Zitaten:
Gerstner, Hermann, Franz Xaver, Bern 1974
Leben der Heiligen Gottes, beschrieben von zwei Seelsorgspriestern des Bisthums Brixen, VI. Bd., II. Theil, Innsbruck 1870
Kunkel, Heinrich, Familienbrevier, Würzburg 1953
 

Einige weiterführende Werke: Georg Schurhammer, Die zeitgenöss. Qu. z. Gesch. Portugiesisch Asiens u. seiner Nachbarländer z. Z. des Hl. F. X., 1538-1552, Rom 19622 (Nachdr. der 1. Ausg. Leipzig 1932; Suppl.: 486-515); -Documentacao para a historia das Missoes do Padroado Portugues do Oriente. India, 12 Bde, Lissabon 1947-58; - Henry James Coleridge, The Life and Letters of St. F. X., 3 Bde., London 1881-88; - Léonard Joseph Marie Cros, S. F. X. Sa vie et ses lettres, 2 Bde., ebd. - Paris 1900; - Monumenta Xaveriana, 2 Bde. (MHSI), Madrid 1899-1914; - Manoel Teixeira, Vida del bienaventurado Padre F. X., in: Monumenta Xaveriania II, Madrid 1912, 815 ff. (neu hrsg. v. R. Gavina, Bilbao 1951); - Alexandre Brou, St. F. X., 2 Bde., Paris 1912 (19222); - Joam de Lucema, Vida do Padre F. de X., 2 Bde., Paris - Lissabon 1921; - Josef Wicki, Das Ergebnis der neuesten X.-Forsch., in: ZMR 36. 1952, 299 ff.: - Ders.. Zur neueren Lit. über F. X., in: Orientierung 18, 1954, 250 f.; - James Brodrick, Abenteurer Gottes. Leben u. Fahrten des hl. F. v. X. Übers. v. Oskar Simmel, Luzern 1954 (19592); - Hans Hümmeler, Helden u. Hll., 1959 (501.-510. Tsd.), 559 ff.; - Wilhelm Hünermann, F. X. Das Kruzifix v. Xavier, in: Ders., Der endlose Chor. Ein Buch v. den Hll. f. das christl. Haus, 19608, 700 ff.; - Höfer/Rahner (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche IV, Freiburg/Br. 1960, 248 f.; - Rita Haub, Franz Xaver - Aufbruch in die Welt, Limburg - Kevelaer 2002.

Aus einem Brief des heiligen Franz Xaver aus Indien an die Gesellschaft Jesu in Rom

Ich und Francis Mancias leben nun unter den Christen von Comorin (Südindien, Anm.). Sie sind sehr zahlreich, ... aber da sie nicht portugiesisch können, wissen sie nichts über die Gebote und Geheimnisse unserer heiligen Religion... So nahm ich die Intelligentesten und Belesensten von ihnen und suchte dann mit größter Sorgfalt Leute heraus, die beide Sprachen konnten. Wir trafen uns mehrere Tage und mit geeinten Kräften und unter unendlichen Schwierigkeiten übersetzten wir den Katechismus in die Sprache Malabar. Das lernte ich auswendig und dann begann ich, durch alle Küstendörfer zu ziehen und mit dem Klang einer Glocke so viele um mich herum zusammenzurufen, als ich konnte, Kinder und Erwachsene. Ich versammelte sie zweimal am Tag und unterrichtete sie in der christlichen Lehre: Und so konnten die Kinder sie innerhalb eines Monats gut auswendig. Und immer sagte ich zu ihnen, sie sollten ihrerseits das, was sie gelernt hatten, ihre Eltern, Familie und Nachbarn lehren.

Jeden Sonntag versammelte ich sie alle, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, in der Kirche. Sie kamen mit großer Bereitschaft und mit einem großen Wunsch nach Belehrung. In Gegenwart aller begann ich, den Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist anzurufen und ich rezitierte laut das Gebet des Herrn, das "Gegrüßet seist Du, Maria" und das Glaubensbekenntnis in der Landessprache: Sie folgten mir alle mit denselben Worten und hatten eine große Freude daran. Dann wiederholte ich das Glaubensbekenntnis selbst, indem ich auf jeden Glaubensartikel näher einging. Dann befragte ich sie zu jedem Artikel, ob sie ihn bereitwillig annähmen, und alle bekannten mit lauter Stimme ... dass sie aufrichtig glaubten. Ich lasse sie das Glaubensbekenntnis öfter als die anderen Gebete wiederholen; und ich sage ihnen, dass diejenigen, die alles glauben, was hierin enthalten ist, Christen genannt werden. Nach der Erklärung des Glaubensbekenntnisses komme ich zu den Geboten und belehre sie, dass ... jeder, der sie alle treu beobachtet, ein guter und echter Christ und des ewigen Heiles gewiss ist, und dass auf der anderen Seite jeder, der nur eines von ihnen nicht beobachtet, ein schlechter Christ ist und in die Hölle geworfen werden wird, wenn er nicht aufrichtig für seine Sünde Buße tut. Bekehrte und Heiden sind gleichermaßen über all das erstaunt, was ihnen die Heiligkeit des christlichen Gesetzes, seine vollkommene Stimmigkeit mit sich selbst und seine Übereinstimmung mit der Vernunft zeigt. ... oft passiert es mir, dass ich vor Müdigkeit vom Taufen kaum mehr meine Hände benützen kann... Manchmal habe ich meine Stimme und meine Kraft zusammen verloren beim immer wieder erneuten Wiederholen des Glaubensbekenntnisses und der anderen Formeln. Die Frucht ... ist ganz unglaublich...

Von allen Seiten kam eine große Zahl von Eingeborenen, mich anzuflehen, die Mühe auf mich zu nehmen, in ihre Häuser zu gehen und Gott an den Betten ihrer kranken Angehörigen anzurufen... ich wünschte alle zufriedenzustellen... und ich hielt es für falsch, nicht zu tun, was in meinem Vermögen stand, um ihren Bitten zu entsprechen. Aber die Dinge entwickelten sich bis zu einem solchen Grad, dass es unmöglich für mich war, alle zufriedenzustellen... Wenn ich nicht selbst gehen konnte, sandte ich Kinder an meiner Stelle umher, denen ich vertrauen konnte. Sie gingen zu den kranken Personen, versammelten ihre Familien und Nachbarn, rezitierten mit ihnen das Glaubensbekenntnis und ermutigten die Leidenden, ein festes und wohlbegründetes Vertrauen in Bezug auf ihre Heilung zu fassen. Nach all dem sprachen sie die Gebete der Kirche. Um meine Erzählung kurz zu machen: Gott wurde durch den Glauben und die Frömmigkeit dieser Kinder und der anderen bewegt, und gab einer großen Zahl von Kranken die Gesundheit sowohl des Leibes wie der Seele zurück. Wie gut war Er zu ihnen! Er machte die Schwäche ihres Leibes zur Gelegenheit, sie zur Rettung zu rufen, und zog sie beinahe mit Gewalt zum christlichen Glauben! Diese Kinder hatte ich auch beauftragt, die Anfänge der christlichen Lehre den Unwissenden in Privathäusern, auf den Straßen und Kreuzungen zu verkünden. Sobald ich sehe, dass dies in einem Dorf gut begonnen hat, gehe ich in ein anderes und gebe dieselben Belehrungen ... An jedem Ort hinterlasse ich eine Abschrift der christlichen Lehre und sage allen, die schreiben können, sie mögen es abschreiben, und allen anderen, sie mögen es auswendig lernen und jeden Tag aus dem Gedächtnis aufzusagen. Jeden Festtag heiße ich sie, sich an einem Ort zu treffen und alle zusammen die Stücke des Glaubens zu singen. Zu diesem Zweck habe ich in jedem der dreißig christlichen Dörfer Männer von Verstand und Charakter eingesetzt, die diese Treffen leiten sollen...

Wir haben in diesen Gegenden eine Klasse von Menschen unter den Heiden, die Brahmanen genannt werden. Sie halten die Verehrung der Götter aufrecht, die abergläubischen Riten der Religion, indem sie in die Tempel gehen und für die Götzenbilder sorgen... Ihr ganzes Streben geht dahin, wie sie am schlauesten die Einfalt und Unkenntnis der Leute täuschen können... Wenn sie irgend etwas brauchen und auch schon davor, verkünden sie den Leuten, dass die Götter zornig sind, weil ihnen die Dinge, um die sie gebeten haben, nicht gebracht worden sind und dass falls die Leute nicht dafür sorgen, die Götter sie bestrafen... Die Brahmanen ... sind sehr ungehalten, wenn ich ihre Tricks offenlege. Wenn immer sie mit mir reden, ohne dass es jemand hört, geben sie zu, dass sie kein anderes Vermögen als die Götter haben... Sie senden mir oft ... Geschenke und führen große Klage, wenn ich sie alle zusammen zurücksende. Ihr Ziel ist es, mich zu bestechen, ihren teuflischen Taten zu dulden...

Die ganze Zeit, seit ich hier in diesem Land bin, habe ich erst einen Brahmanen bekehrt, einen tugendhaften jungen Mann, der es jetzt auf sich genommen hat, die Kinder den Katechismus zu lehren. Wenn ich durch die christlichen Dörfer gehe, komme ich oft bei den Tempeln der Brahmanen vorbei, welche sie Pagoden nennen. Kürzlich passierte es mir eines Tages, dass ich eine Pagode betrat, wo über zweihundert von ihnen beisammen waren, und die meisten kamen, um mir zu begegnen. Wir hatten eine lange Unterredung, nach der ich sie fragte, was ihnen ihre Götter vorschrieben, um das Leben der Seligen zu erlangen. Es gab eine lange Diskussion unter ihnen, wer mir antworten sollte. Schließlich wurde ... die Bevollmächtigung einem von ihnen gegeben, von größerem Alter und Erfahrung als der Rest... Er fragte mich im Gegenzug, welche Gebote der Gott der Christen ihnen auferlegte... Ich weigerte mich zu sprechen, bis er zuerst meine Frage beantwortet habe. So war er genötigt, sein Unwissen darzulegen und antwortete, dass ihre Götter zwei Pflichten auferlegten..., wovon eine war, keine Kuh zu töten... die andere, zu den Brahmanen freundlich zu sein...

Diese Antwort rief meine Entrüstung hervor, denn ich konnte nicht anders als heftig betrübt sein bei dem Gedanken, dass durch diese blinden Heiden die Teufel statt Gott angebetet werden, und ich bat sie, mir nun zuzuhören. Dann sprach ich mit lauter Stimme das Credo der Apostel und die zehn Gebote. Danach gab ich in ihrer eigenen Sprache eine kurze Erklärung, und sagte ihnen, was das Paradies ist und was die Hölle, und auch wer diejenigen sind, die in den Himmel in die Gemeinschaft der Seligen kommen und wer diejenigen, welche in die ewige Pein der Hölle gesandt werden.

Nachdem sie dies gehört hatten, erhoben sie sich alle und wetteiferten miteinander, mich zu umarmen und zu bekennen, dass der Gott der Christen der wahre Gott ist, da Seine Gebote so der Vernunft entsprechend sind....

Gott legte in meinen Mund Argumente von solcher Art und so angepasst an ihre Art zu denken, dass ich zu ihrer großen Freude ihnen die Unsterblichkeit der Seele beweisen konnte. Ich finde übrigens, dass die Argumente, um diese unwissenden Leute zu überzeugen, keinesfalls feingesponnen sein dürfen, wie jene, die man in den Büchern von Gelehrten findet, sondern dass sie so sein müssen, dass sie ihr Geist verstehen kann.

Sie fragten mich wieder, wie die Seele einer sterbenden Person den Körper verlässt, wie es wäre, ob es so wäre, wie es uns im Traum widerfährt, wenn wir mit unseren Freunde und Bekannten uns zu unterhalten scheinen? (Ah, wie oft passiert das mir, geliebteste Brüder, wenn ich von Euch träume!) ... Und wieder, ob Gott weiß oder schwarz sei...

Auf all diese Fragen konnte ich so antworten, dass ich sie vollständig zufrieden stellte. Aber als ich zuletzt auf den Punkt kam und sie drängte, doch die Religion anzunehmen, von der sie fühlten, dass sie wahr ist, machten sie dieselben Einwände, die wir von vielen Christen hören, wenn sie angespornt werden, ihr Leben zu ändern: -- andere würden über sie sprechen, wenn sie ihr Leben und ihre Religion änderten, und außerdem, sagten sie, hätten sie Furcht, dass sie dann nichts zum Leben und für ihren Unterhalt hätten...

(nach: Henry James Coleridge, ed., The Life and Letters of St. Francis Xavier, 2d Ed., 2 Vols., London: Burns & Oates, 1890, Vol. I, pp. 151-163; reprinted in William H. McNeil and Mitsuko Iriye, eds., Modern Asia and Africa, Readings in World History Vol. 9, New York: Oxford University Press, 1971, pp. 4-11, übersetzt aus dem Englischen v.Th.Eh.).

 

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