Die Kirche und der Urknall – Ein Widerspruch?

Die Frage, wie die Welt entstanden ist, ob Gott als schöpfende Hand die Erde in sieben Tagen geschaffen, oder ob sich alles nach einer plötzlichen gemeinsamen Entstehung von Materie, Raum und Zeit entwickelt hat, ist heute vor allen Dingen ein Thema, bei dem viele glauben, sich zwischen Kirche und Wissenschaft entscheiden zu müssen. Einige meinen, mit der Urknalltheorie einen Beweis gegen die Existenz Gottes in der Hand zu haben. Ist das aber wirklich so? Welche Meinung vertritt die Kirche gegenüber der Urknalltheorie? Ist so eine Theorie überhaupt haltbar oder nur ein verzweifelter Versuch, sich die Welt ohne Gott zu erklären? Gibt es hier einen Konflikt zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem katholischen Glauben?
Um diese Fragen beantworten zu können, muss man sich die Schöpfungslehre, die die katholische Kirche vertritt, und die naturwissenschaftliche Urknalltheorie genauer ansehen.
Die Schöpfungslehre der katholischen Kirche
Die Schöpfungslehre der katholischen Kirche ist vor allem in der Bibel, Genesis 1 und 2, begründet. Dort ist beschrieben, wie und in welchen Schritten Gott die Erde und das Universum erschuf. Laut Bibel waren es sieben Tage, in denen Gott die Erde erschuf. Wie wichtig diese sieben Tage für die Menschheit werden sollten, zeigt sich in der Woche, die genau den sieben Schöpfungstagen nachempfunden wurde. Noch heute haben die meisten Geschäfte, Unternehmen und Berufstätigen sonntags ihren freien Tag und selbst die Versuche nach der französischen Revolution, die zehn-Tage-Woche oder 1929 in Russland, die fünf-Tage-Woche einzuführen, sind bereits nach wenigen Jahren gescheitert.
Und doch sind gerade diese in den Köpfen der Menschen so fest verankerten sieben Schöpfungstage für viele der Hauptkritikpunkt an der Schöpfungslehre. Schon früh in der Schule lernt man, die Erde sei einige Milliarden Jahre alt, habe sich über diese unvorstellbar lange Zeit immer weiterentwickelt und wurde erst dadurch zu dem, was sie heute ist.
Auch die Reihenfolge erscheint vielen nicht ganz schlüssig. In Genesis 1,3 sprach Gott: „Es werde Licht!“, am dritten Tag erschuf Gott die Pflanzen und erst am vierten Tag Sonne, Mond und Sterne. Diese Reihenfolge gibt einem zu denken; wie kann es ohne Sonne Licht geben? Und wie können Pflanzen ohne Sonne die Photosynthese, die zum Leben notwendig ist, betreiben. Auch ist es schwer möglich, die Tage zu unterscheiden, geschweige denn zu zählen, wenn es noch keine Sonne gibt.
Weitere Fragen wirft Genesis 1,6-7 auf: „Dann sprach Gott: ‚Es entstehe ein festes Gewölbe inmitten der Wasser und es bilde eine Scheidewand zwischen den Wassern!‘ Gott bildete das feste Gewölbe und schied zwischen den Wassern oberhalb und unterhalb des Gewölbes, und es geschah so.“ Die Wasser unterhalb des Gewölbes sind wohl die Wasser der Erde. Doch was sind die Wasser oberhalb? Es könnte eine Metapher für das Blau des Himmels sein, vermutlich aber sind die Wolken und damit der Wasserdampf in der Atmosphäre gemeint. So bleibt aber noch das feste Gewölbe ein Rätsel. Im Mittelalter glaubten viele noch an ein Gewölbe, das wie eine Schale um die Erde herumläuft. Diese Theorie wurde jedoch durch die Beobachtung der Sterne durch Ferngläser und Teleskope widerlegt.
Welche Bedeutung hat dann dieses Gewölbe? Oder die Erschaffung des Menschen aus einem Stück Erde (Genesis 2,7)? Wie ist dies möglich? Oder ist die Schöpfungsgeschichte nur erfunden nach den Vorstellungen der Menschen der frühen Antike?
Wie versteht die katholische Kirche die Schöpfungsgeschichte?
Auf diese vorhergehenden Fragen hat die katholische Kirche eine Antwort parat. Im „Lehrbuch der Dogmatik“ schreibt Dr. Bernhard Bartmann: „Aber nicht alles ist wörtlich zu verstehen, einiges nur metaphorisch oder anthropomorphisch, wie es schon Väter und Kirche selbst ausgelegt haben; so darf auch der Ausdruck jôm (Tag) frei erklärt werden. Überhaupt wollte der Schöpfungsbericht keine wissenschaftliche Welterklärung geben, sondern er hält sich im Rahmen der populären Anschauung seiner Zeit (Bibelkommission, 30. Juni 1909. Denz. 2121-2128). Hiernach hat die Exegese genügende Bewegungsfreiheit, wie sie Augustin (Hl. Augustinus) für sich schon in Anspruch genommen hat mit seiner ‘idealen Theorie‘ , wonach Gott alles gleichzeitig im Anfang schuf, indem er es, im Samen schon enthalten, der ersten Weltmaterie einschuf, so dass es sich später allmählich daraus konkret gestalten und entwickeln konnte. Beim Menschen sind, wie sich später zeigen wird, gewisse Vorbehalte zu machen.“ (Quelle: Dr. Bernhard Bartmann, Lehrbuch der Dogmatik, erster Band, Herder 1920, S. 242-243)
Im Buch Genesis geht es also nicht um die physikalische Beschreibung der Entstehung des Universums, sondern um die metaphysische Beschreibung des Anfangs. Allgemein ist der Schöpfungsbericht kein physikalisches Lehrbuch und hat auch überhaupt nicht den Anspruch, ein solches zu sein. Die heiligen Schriften der Bibel haben sehr wohl historische Relevanz, aber es geht da in erster Linie um die heilsrelevante Geschichte Gottes mit den Menschen.
Deshalb ist die Bibel, auch wenn man manches nicht genau wörtlich nehmen muss, kein Buch voller Unwahrheiten und nur für die wissenschaftlich ungebildeten Menschen geschrieben. Im Gegenteil, die Bibel steckt voller Wahrheit und beschränkt sich dabei nicht nur auf die physikalische Wahrheit, sondern geht noch weiter und gibt uns einen Begriff von den Dingen dahinter und sogar von der absoluten Wahrheit.
Was ist nach Ansicht der katholischen Kirche wörtlich zu nehmen?
Die Kirche lehrt, dass Gott die Welt erschaffen hat, wenn auch über das genaue Wie schon Kirchenväter und Heilige unterschiedliche Meinungen vertraten, worauf auch der hl. Thomas von Aquin hinweist (Bartmann I, Freiburg i.Br. 1932, S. 232).
Doch man darf sich nicht alles in Genesis 1-3 zu frei zurechtlegen. Einige Begebenheiten kommen der Kirche geoffenbarten Glaubenswahrheiten gleich:
„Die Schöpfung aller Dinge der Erde und des ganzen Universums von Gott aus Nichts zu Beginn der Zeit.
∙ Die Erschaffung aller Dinge von Gott am Anfang der Zeit
∙ Die spezielle Erschaffung des Menschen
∙ Die Bildung der ersten Frau aus dem ersten Menschen
∙ Die Einheit des menschlichen Geschlechts
∙ Die ursprüngliche Glückseligkeit der Ureltern im Stand der Gerechtigkeit, der Unversehrtheit und Unsterblichkeit
∙ Das von Gott dem Menschen gegebene Gebot, um seinen Gehorsam zu prüfen
∙ Das Überschreiten des göttlichen Gebotes auf die Überredung des Teufels hin in der Gestalt der Schlange
∙ Der Fall der Ureltern von diesem ursprünglichen Zustand der Unschuld
∙ Die Vertreibung aus dem Paradies
∙ Die Verheißung des zukünftigen Erlösers“
(Dr. Bernhard Bartmann, Lehrbuch der Dogmatik, erster Band, Herder 1920, S. 242-243)>
Die Urknalltheorie – Ein Widerspruch zur katholischen Schöpfungslehre?
Heute gilt die Urknalltheorie nicht nur bei den Wissenschaftlern, sondern auch bei den meisten anderen Menschen als sicherste Theorie über die Entstehung der Erde und ist durch viele Beobachtungen und Messungen nahezu zweifelsfrei bewiesen. Die Messung der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung, die aus der Zeit kurz nach dem Urknall stammt, ist das stärkste Argument für die Urknalltheorie.
Dies war jedoch nicht immer so. Anfangs, als sie aufgestellt wurde, wurde sie belächelt, woraus auch der Name „Urknall“, der von der spöttischen englischen Bezeichnung „Big Bang“ abgeleitet wurde, entstand.
Leider denken heute sehr viele, dass die Urknalltheorie nicht mit der christlichen Schöpfungslehre vereinbar sei. Und da viele der Wissenschaft mehr vertrauen als der Kirche, sehen sie darin einen Beweis dafür, dass Gott nicht existiert. Doch ist dem wirklich so?
Tatsächlich ist die Urknalltheorie nur für diejenigen ein Widerspruch zum Schöpfungsbericht der Bibel, die sich nicht genauer damit befasst haben. Dies offenbart sich schon ansatzweise in der Geschichte der Urknalltheorie.
So wurde die Urknalltheorie nicht, wie oftmals fälschlicherweise gedacht, von Edwin Hubble ins Leben gerufen, sondern 1927 von einem katholischen Priester aus Belgien – Abbé Georges Lemaître, ein Jesuit, der außer Theologie auch noch Mathematik und Physik studiert hatte. Doch trotz seiner so weit verbreiteten Urknalltheorie ist Lemaître, außer in Fachkreisen, kaum bekannt. Irgendwie scheint es für viele Menschen nicht ins Bild zu passen, dass es doch letztendlich die katholische Kirche ist, die auch den wissenschaftlichen Teil zur Schöpfungsgeschichte beiträgt. Diese erkannte die Urknalltheorie schon im November 1951 als mögliche Entstehungstheorie an – 13 Jahre bevor dies die Wissenschaft tat. Es ist auch bekannt, dass Papst Pius XII. persönlich ein sehr großes Interesse an der Urknalltheorie hatte.
Was genau ist der Urknall?
Da es vor dem Urknall noch keinen Raum gab, ist er keine Explosion im eigentlichen Sinne, sondern die gemeinsame Entstehung von Raum, Zeit und Materie aus der ursprünglichen Singularität. Als Singularität bezeichnet man den Zustand, in dem Materie, Raum und Zeit in einem einzigen mathematischen Punkt zusammen fallen. Da dieser Zustand nur mathematisch Sinn macht, physikalisch jedoch schwer vorstellbar ist, wurde die Urknalltheorie sehr schnell von vielen Wissenschaftlern verworfen und lächerlich gemacht. Viele sahen in der Urknalltheorie den Versuch eines katholischen Priesters, die Entstehung des Universums so zu beschreiben, dass man den Ursprung in der Singularität nur mit Gott erklären könne, der die Welt aus nichts erschafft. Auch heute gibt es kein physikalisches Modell, welches diesen Zustand der Singularität beschreiben kann. Man kann zwar vieles bis zu einem Zeitpunkt von 10-43 Sekunden nach dem Urknall mit physikalischen Theorien beschreiben, doch es ist, zumindest bisher, nicht möglich herauszufinden, was sich unmittelbar davor abspielte.
Doch trotz so vieler unbekannter Sachverhalte, weiß man auch einiges über den Urknall. Man hat zum Beispiel herausgefunden, dass es nicht nur Materie sondern auch Antimaterie, also quasi zu jedem Teilchen auch sein Gegenstück gibt. Diese Antiteilchen sind jedoch sehr selten und haben nur eine kurze Lebensdauer, da sie, sobald sie mit ihrem Teilchen zusammenkommen, zerstrahlen, das heißt ihre Masse wird vollständig in Energie umgewandelt (E = mc²). Diese freigesetzte Energie ist im Vergleich zur relativ geringen Größe der Teilchen sehr groß und es entsteht Strahlung (z.B. ein Lichtblitz).
Beim Urknall könnte die Umkehrreaktion stattgefunden haben. Unter Zuführung einer ungeheuren Energiemenge trennten sich Teilchen und Antiteilchen. Wie groß diese zugeführte Energiemenge gewesen sein musste, kann man daraus ersehen, dass sie, laut Energieerhaltungssatz, mindestens genau so groß sein muss, wie die gesamte Energie, die im jetzigen Universums enthalten ist (wobei aufgrund von E = mc² auch Materie eine Form der Energie darstellt). Das ist eine solche gewaltige Energiemenge, dass sie auch die größte Vorstellungskraft des menschlichen Verstandes übersteigt!
Dass das Universum nicht gleich wieder zerstrahlt ist, ist einzig einem „glücklichen Umstand“ zu verdanken: nämlich der Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie. So gab es mehr Teilchen als Antiteilchen, die Antiteilchen zerstrahlten zusammen mit einem Teil der Teilchen. Die übriggebliebenen Teilchen blieben.
Dass die vorherige Reaktion durch die Asymmetrie eigentlich gar nicht möglich gewesen sein kann, stellt die heutige Physik vor weitere Fragen. Bis heute ist nicht geklärt, wem oder welchem Sachverhalt wir diese Asymmetrie zu verdanken haben, durch die die Entstehung des Universums erst möglich wurde.
Kurze Zeit nach dem Urknall ist das Universum extrem schnell expandiert. Durch diese Expansion nahm die anfänglich sehr hohe Energiedichte und damit auch die Temperatur ab. Da die Energiedichte der Strahlung schneller abnahm, als die der Materie, konnten etwa 380.000 Jahre nach dem Urknall erstmals Wasserstoffatome entstehen. Die Energie der Strahlung reichte nicht mehr aus, um die Wasserstoffatome zu zerstören. Materie und Strahlung waren entkoppelt. Die Strahlung aus dieser Zeit erfüllt immer noch jeden Ort des Universums und ist als die kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung (kurz: Hintergrundstrahlung) bekannt. Natürlich ist auch diese Strahlung wegen der Expansion des Universums mittlerweile stark abgekühlt und entspricht einer Temperatur von 2,7 K (ca. -270,4 °C).
Mit sehr guten Teleskopen ist die Expansion des Universums auch heute noch gut zu beobachten. Man kann messen, wie sich Galaxien voneinander weg bewegen und daraus die Expansionsrate berechnen. So hat man herausgefunden, dass das Universum nicht nur expandiert, sondern sogar beschleunigt expandiert. Durch Rückrechnung mit Berücksichtigung der Expansion und vor allem mit Hilfe der gemessenen Temperatur der Hintergrundstrahlung konnte man so auch das ungefähre Alter des Universums auf etwa 13,7 Milliarden Jahre bestimmen (aktueller Stand der Forschung). Und vor allen Dingen ist die Expansion des Universums ein starker Beleg dafür, dass alles an einem Punkt begonnen hat.
Diese Messungen und Beobachtungen waren schon zuvor von Abbé Georges Lemaître in seiner Urknalltheorie vorhergesagt worden und machten diese zu einer heute ausgezeichnet begründeten Theorie.
Nun gibt es zwar auch noch Theorien, die besagen, dass das Universum eventuell schon öfters entstanden, expandiert, geschrumpft, zerstrahlt und erneut entstanden ist. Die beobachtete beschleunigte Expansion spricht hier jedoch sehr dagegen. Denn etwas, das periodisch expandiert und wieder schrumpft, würde kaum beschleunigt expandieren. Es muss also irgendwann einmal eine Schöpfung aus dem Nichts stattgefunden haben.
Gibt es überhaupt einen Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft?
Trotz all dieser Messungen, Beobachtungen und Berechnungen kann man als Wissenschaftler doch nicht immer alles erklären (z.B. die erwähnte Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie). Es gibt wohl Dinge, die der Mensch bisher entweder nicht entdeckt oder begriffen hat oder die das Fassungsvermögen des menschlichen Verstandes übersteigen. Das ist auch für einen Wissenschaftler nichts, worüber man sich ärgern sollte. Im Gegenteil, so gibt es zum einen immer neue interessante Fragen, die man sich stellt und die man versuchen kann zu ergründen. Zum andern kann man sich auch daran freuen, wie alles so komplex, manchmal scheinbar unerklärlich und doch so exakt durchdacht ist, dass alles so gut funktioniert hat und immer noch funktioniert. Gerade aus solchen Überlegungen heraus kann man erkennen, dass hinter der Entstehung und der Entwicklung des Universums ein unermesslich intelligentes Wesen, nämlich Gott, stecken muss.
Bei genauerer Betrachtung merkt man, dass es nicht grundsätzlich dem christlichen Verständnis vom Schöpfungsgeschehen widerspricht, dass Gott den Urknall „verursacht“ haben könnte, auch von wissenschaftlicher Seite spricht nichts dagegen. Es kommt eher bei einer atheistischen Sicht der Entstehung des Universums zu Konflikten. Ohne Gott wäre diese ein riesiger Zufall. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass aus einer solchen Unordnung, wie sie am Anfang war, etwas so geordnetes, wie es heute ist, hervorgeht. Woher kommt die Energie die zum Urknall geführt hat? Woher sollen denn die Naturgesetze kommen? Woher haben diese ihren Ursprung und ihre Berechtigung? Warum sind diese in sich selbst konsistent und ohne Widersprüche? Hier muss doch eine solche Intelligenz dahinter stehen, die das gesamte Maß der Natur deutlich übersteigt. Oder warum passt gerade auf der Erde alles so gut zusammen, dass Leben möglich ist. Denn speziell auf der Erde kommen so viele glückliche und lebenswichtige „Zufälle“ zusammen, dass man kaum glauben kann, dies sei alles ohne Plan und ohne Planer entstanden.
Einige Beispiele für diese „Zufälle“ sind:
∙ Die bereits erwähnte Asymmetrie der Teilchen und Antiteilchen
∙ Die Schräglage der Erdachse, ohne welche es keine Jahreszeiten gäbe
∙ Der Abstand zur Sonne, der für das ideale Klima und somit für praktisch optimale Lebensbedingungen sorgt
∙ Der Jupiter, der mit seiner großen Masse die meisten Asteroiden abfängt
∙ Das Erdmagnetfeld, welches hochenergetische Teilchen zu den Polen lenkt (Polarlicht)
∙ Der ideale Luftdruck
∙ Vorkommen von Wasser, Sauerstoff, etc.
∙ Anomalie des Wassers, ohne welche ein Leben für viele Wassertiere unmöglich wäre
Wasser als Wärmespeicher sorgt für ein stabileres Klima
Dies sind natürlich keine Beweise für die Existenz Gottes. Ein solcher Beweis kann auch gar nicht naturwissenschaftlich geführt werden, da Gott die naturwissenschaftlich beobachtbare Welt übersteigt. Die Erkenntnis Gottes kann jeder Mensch grundsätzlich mit den Mitteln des Geistes vollziehen, weil der Mensch als geistiges Wesen immer auch eine Ebenbildlichkeit Gottes in sich trägt.
Die Frage, ob es einen unausweichlichen Konflikt zwischen der Urknalltheorie und unserem katholische Glauben gibt, kann man also theologisch und naturwissenschaftlich begründet mit „Nein“ beantworten. Ob der Urknall so stattgefunden hat, wie hier dargelegt, können wir jedoch nicht mit völliger Sicherheit wissen. Dies ist physikalisch nach heutigem Stand nicht entscheidbar. Die Urknalltheorie ist nur eine Theorie und es gibt viele Hinweise auf ihre Richtigkeit, aber keine Beweise (deshalb ist es eine Theorie). Man kann sagen, dass der eigenen Meinung nach es so gewesen ist, aber zu behaupten, die Erde sei mit absoluter Sicherheit durch einen von Gott verursachten Urknall entstanden, ist sowohl physikalisch als auch theologisch unseriös, weil man es einfach nicht mit Sicherheit sagen kann.
Was jedoch die unerschütterliche Überzeugung eines jeden Christen ist, ist, dass egal, wie das Universum entstand, Gott der Ursprung war und alles geschaffen hat.
Dies ist auch die Sicht der Kirche zur Urknalltheorie: Auf einer Tagung im November 1951 der päpstlichen Akademie der Wissenschaften wurde die Urknalltheorie als mögliche Entstehungstheorie des Universums anerkannt. Papst Pius XII. persönlich verkündete dazu: „Entsprechend ihrem Fortschreiten und entgegen früher vorgetragenen Behauptungen entdeckt wahre Wissenschaft Gott in immer größerem Maße – als wartete Gott hinter jeder Tür, die die Wissenschaft öffnet.“
Es bleibt im Hinblick auf den Glauben auch noch zu erwähnen, dass man nach katholischer Auffassung nicht behaupten kann, Gott hätte den Urknall erzeugt und würde nun alles sich selbst überlassen. Gott hat die Welt erschaffen und erhält sie auch fortwährend im Dasein. Wie schon anfangs erläutert, hat Gott in die Schöpfung des Menschen eingegriffen und nicht zuletzt hat Jesus durch sein Leben, Wirken und Sterben uns erlöst.
Das ist es, was die Bibel uns nahe bringen will. Dass wir an Gott glauben, Ihn lieben, Seinen Geboten folgen und Ihm vertrauen. Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen und uns einen Geist gegeben. Benutzen wir also diesen Geist und forschen wir, wenn es uns gegeben ist und es uns Freude bereitet, nach naturwissenschaftlichen Antworten. Doch noch wichtiger ist es für uns, mit dem von Gott gegebenen Geist nach mehr zu suchen - nach den Dingen, welche die naturwissenschaftlichen Ergebnisse übersteigen. Dann können wir Gott, der die absolute Wahrheit ist, selbst erkennen.

Raphael Hampf

Quellen

∙ Bibel (Übersetzt und herausgegeben von Prof. Dr. Vinzenz Hamp, Prof. Dr. Meinrad Stenzel, Prof. Dr. Josef Kürzinger; Imprimatur Würzburg, den 19. November 1962, Wittig, Generalvikar; Pattloch Verlag 1993, 33. Auflage)
∙ Dr. Bernhard Bartmann, Lehrbuch der Dogmatik, erster Band, Herder 1920, S. 242-243
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall
http://www.amnh.org/education/resources/rfl/ web/essaybooks/cosmic/p_lemaitre.html
http://de.wikipedia.org/wiki/ Georges_Lema%C3%AEtre
http://www-ekp.physik.uni-karlsruhe.de/~deboer/html/Lehre/HS2011/CMBHandout.pdf
http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/nobel/physik06.html
http://www.visionjournal.de/visionmedia/article.aspx?id=4164&rdr=true&LangType=1031

 

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