Selbst Atheisten erschrecken vor der sich ausbreitenden Leere“

 

(vgl. DIE ZEIT, 4. März 2004, neue bildpost 9, 2003)

Was in Holland schon vor 30 Jahren als Tendenz erkennbar war, wird inzwischen auch bei uns zur drohenden Realität: Immer weniger Kirchengebäude können wegend der merkwürdigerweise „verschwundenen“ Gläubigen noch wirklich genützt werden. Es droht ein „Ausverkauf“ an Kirchengebäuden.

In Amsterdam ist inzwischen die Hälfte der 44 Kirchen, die es vor 30 Jahren noch gab, umgewidmet oder verkauft: Die ehemaligen Kirchen dienen dort heute als Supermärkte, Restaurants, Discos usw.

In Deutschland ist jetzt jede dritte Kirche von Schließung, Verkauf oder Abriss bedroht. Mancherorts sind es auch mehr. Die Vorsitzende des Frankfurter Kirchenparlaments, Esther Gebhard, sagt: „Die  Hälfte aller Bauten muss abgegeben werden.“ Angesichts der Tatsache, dass die Protestanten dort in ihren Kirchen Platz für 400 000 Christen, aber nur noch 145 000 Mitglieder haben, nicht verwunderlich. Und nicht nur protestantische, sondern auch viele ehemals katholische Kirchen sind von „Umwidmungsplänen“ betroffen. Seit kurzem stehen sechs katholische Kirchen in Berlin zum Verkauf. Fast hundert Kirchen werden dort im Erzbistum nicht mehr gebraucht.

Hierzulande ist es allerdings nicht so leicht, Kirchen zu verkaufen, weil es für allfällige wirtschaftliche Zwecke viele Alternativobjekte gibt. Dennoch, die „Umwidmung“ von Gotteshäusern hat auch hier begonnen.

Im brandenburgischen Milow wurde der Altar der Dorfkirche durch den Geldautomaten der Sparkasse ersetzt, im sauerländischen Willingen zog in die Dorfkirche das Gasthaus Don Camillo ein. Andere Kirchen werden während der Woche für Veranstaltungen wie Handarbeits- und Gymnastikkurse, Modeschauen, Festivals, Weihnachtsfeiern, Filmvorführungen, Mieterberatung u.a. vermietet. Mit solchen „Auswegen“ entgehen die „Kirchenführer“ aber letztlich auch nicht dem finanziellen Ruin. Sie vertreiben über kurz oder lang so nur die noch verbliebenen Gläubigen aus den Kirchen, die sich in der Regel im Herzen noch ein Gespür für die notwendige Heiligkeit eines Gotteshauses bewahrt haben.

Da fällt den Verantwortlichen oft nur noch der Abbruch als Alternative ein. Doch: „Selbst eiserne Atheisten spüren plötzlich die drohende Leere und entdecken ihr Herz für das alte Gemäuer - eine Erfahrung, die fast überall gemacht wird, wo der Abriss droht. Offenbar ist in den Kirchen mehr aufgehoben als nur Altar, Kanzel und Gesangbücher. Offenbar birgt die Bedrohung der Bauten auch eine Chance auf Neubesinnung“ (DIE ZEIT, 4. März 2004).

Woher aber kommt „plötzlich die drohende Leere“? Ist es nicht letztlich die Leere der Herzen der (angeblichen) Christen, die sich in allen Lebensbereichen immer mehr auswirkt und immer stärker zu einer wahren Bedrohung des Lebens überhaupt geworden ist? Droht nicht notwendig die Leere, wenn von den Christen, ja von den religiösen Führern selbst, Christus, sein Opfertod für uns, das neue Leben aus Seiner Gnade, usw. verleugnet werden, das überlieferte und wahre Messopfer der Kirche verboten wird, die Worte Jesu verdreht und unglaubwürdig gemacht werden, aus dem wahren Gottesdienst durch eine neue Theologie ein bloßes Unterhaltungsangebot nach menschlichen Maßstäben geworden ist?

Die wahre Kirche leidet heute mit Christus am Kreuz. Doch heute wie damals gilt: Selbst die sich ausbreitende Finsternis ist für die Liebe Gottes kein Hindernis, ja sie kann, wie oben angesprochen, für viele ein Weg der Gnade und der Erkenntnis, ein Weg der Umkehr zur Liebe und zum Leben in Christus werden!

Vieles hängt jedoch auch von uns ab! Nehmen wir alles Leiden im Sinn der Liebe Christi willig an, scheuen wir nicht das klare Zeugnis, das auch die Welt so notwendig braucht. Nur wenn wir uns in diesem Sinn mit Jesus in Liebe vereinigen, kann auch das Licht Jesu die Finsternis in den Herzen und in der Welt vertreiben!

Maria und die Heiligen rufen uns wie Jesus selbst immer wieder zum Gebet und zur Buße auf. Folgen wir diesem Ruf! Jedes Opfer und jedes Gebet, das in Vereinigung mit Jesu Opfer und Gebet dargebracht wird, hat in den Augen Gottes einen unermesslichen Wert und ermöglicht einen unschätzbaren Strom der Gnaden, der uns erst voll bewusst werden wird, wenn wir Jesus in der Fülle Seines Lichts und Seines Lebens von Angesicht zu Angesicht schauen werden!

 

Thomas Ehrenberger

 

Zurück Hoch Startseite