Betrachtungen
über das Kreuz
Am Fest Kreuzerhöhung (14. September) gedenkt die
katholische Kirche der feierlichen Rückkehr des Kreuzes Jesu Christi nach
Jerusalem unter Kaiser Heraklius im Jahre 630. Unter Kaiserin Helena war das
heilige Kreuz im Jahre 320 aufgefunden und geborgen worden, wovon schon der
heilige Ambrosius berichtet (+397). Das heilige Kreuz wird in der
katholischen Kirche hochverehrt, weil Jesus Christus an ihm für uns aus
Liebe Sein Leben hingegeben hat. Reiche Gnaden bringt es uns, wenn wir wie
Jesus auch unsere täglichen Kreuze aus Liebe tragen und so die Liebe Christi
als Licht in der Dunkelheit der Welt erstrahlen lassen.
Die folgenden Gedanken stammen von Pater Lenz, der durch sein Buch "Christus
in Dachau", in dem er über seine Erlebnisse im Konzentrationslager
berichtet, bekannt geworden ist. Pater Lenz ist nach unseren Informationen
bis zuletzt auch in unserer Zeit dem überlieferten heiligen Meßopfer treu
geblieben.
Schwer lastet das Leid auf der Menschheit. Aber im Glaubenslicht zeigt uns
das Kreuz auch seine unermeßlichen Herrlichkeiten.
Das Kreuz ist allen Menschen im Gnadenstande
ein schöner Gruß vom lieben Gott: "Ich liebe dich. Ich denke an dich! Ich,
dein Schöpfer und Erlöser, will dich recht sicher in den Himmel führen!"
Unendliche Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit stehen hinter allem Erdenleid.
Das geduldig ertragene Kreuz wird dich recht hoch in den Himmel führen.
Einmal "Gottes Wille geschehe" im Leid, kann wertvoller sein als
selbstgewählte Bußwerke oder 100 Gebete zur Zeit des Glückes. Wollen wir
einst vielfache Milliardäre im Himmel sein hier haben wir den Weg!
Das geduldig ertragene Kreuz führt dich nach dem Tode auch recht schnell in
den Himmel. Der Aufenthalt in der entsetzlichen Zwischenstation Fegefeuer
wird dadurch sehr verkürzt oder fällt ganz weg. Der unendlich große Gott hat
gerade durch den Kreuzestod die Welt erlöst.
Solches Kreuztragen ist eine gar mächtige Fürbitte bei Gott! Klagt nicht,
Ihr Leidenden, daß Ihr für Euch und die anderen Menschen nichts tun könnt!
Unermeßlich Großes leistet, wer in Gottes Namen leidet oder gar aus
freudiger Liebe zu Gott und für die Menschen.
Das Kreuz ist ein ausgezeichnetes Mittel der Verähnlichung mit Jesus, der
aus unendlicher Liebe zu uns das schwerste Kreuz uns vorangetragen und mit
Maria, der Mutter des Heilandes, die nach ihm am meisten gelitten. Lieber
Christ, du willst doch Christi Jünger sein!
Das Kreuz trägt die Inschrift "Gottes Wille!" Unendliche Weisheit, Liebe und
Gerechtigkeit haben es mir auferlegt. Unser Vater im Himmel, der immer und
überall unser Bestes will, vergißt kein kleines und kein großes Kreuz, das
wir aus Liebe zu ihm getragen.
Das Kreuz ist ein ausgezeichnetes Vorbeugungsmittel gegen die Sünde. Es
führt uns immer näher zu Gott und wem das Erdenleben viel Kreuz gebracht,
der hängt nicht sehr am Leben. Leicht geht er, sobald Gott ihn ruft, hinüber
in das ewigselige Lebensglück des Himmels.
Das Kreuz ist ein ganz ausgezeichnetes Mittel zur Heiligkeit. Das Kreuz
macht nämlich demütig, starkmütig, selbstlos... Es lehrt viele Tugenden
üben. Es lehrt beten. Der Mensch jedoch ist soviel wert wie sein Gebet. Wer
gut beten kann, kann immer das Leben meistern.
Geduldiges Kreuztragen ist auch heilige Klugheit! Keinem Adamskind bleibt
das Kreuz erspart. Wer aber am Kreuz rüttelt und flucht wie der linke
Schächer, der macht sich das Kreuz viel schwerer. Er trägt es zu seiner
zeitlichen und - ewigen Qual.
10. Das geduldige Kreuztragen ist auch ein großes Heldentum! Es gehört ein
wahrhaft vornehmer, edler, männlicher Sinn und viel Heldentum dazu, das
Kreuz so schön und geduldig zu tragen wie Jesus, Maria, die Heiligen und
alle übrigen wahrhaft großen Menschen.
Wer weiß, wofür dieses oder jenes Kreuz gut ist! Es ist das Kreuz der
Vorsehung Gottes, um andere, viel schlimmere Kreuze zu verhindern. Gott
allein verteilt die Kreuze. Und Gott weiß, was er tut bis in die letzten
Folgen. "Gott ist Vater, Gott ist gut, gut ist alles, was er tut!"
Das Kreuz trägt die Inschrift: "Kurz ist das Leid, ewig die Freude!" Wähle!
Du kannst auch kurze Freude haben und ewige Verdammnis! Menschenkind, richte
dich nach Gottes Willen! Das allein ist es, was den Menschen wahrhaft groß
macht. "Gott dienen, ist herrschen!"
"Erlöse uns von dem Übel!" lehrt Christus beten (Mt. 8,13). Gemeint ist die
Sünde, die freiwillige Übertretung des göttlichen Willens. Es gibt leichte
und schwere Sünden. Die schwere Sünde (Todsünde) ist der Bruch mit Gott, ist
die vollwissentliche und vollfreiwillige Übertretung des göttlichen Willens
in einer wichtigen Sache.
Alles Leid ist letztlich eine Frucht der Sünde, der Erbsünde. Ist der für
Zeit und Ewigkeit notwendig scheiternde Versuch, gegen Gott sein Glück zu
finden. Gott erreicht immer sein Ziel; der Mensch jedoch muß seine
Auflehnung büßen. Dieses Bußkreuz wird allen Freunden Gottes zum
Segenskreuz, den Feinden Gottes zum Untergang
(Pater Lenz, Kreuz und Leid, Oberösterreichischer Landesverlag, Wels 1954,
S.3f.)
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